Freitag, 26. November 2010

ich hab FREUDE im herzen ...

copyright © andrea niederkofler
buchmesse wien 2010
"freude, mein lieber, ist die medizin dieses lebens! ich freue mich, wenn ich gutes von anderen höre, wenn jemand auf unserer traurigen erde glücklich ist, ja selbst, wenn mein hund mit dem schwanz wedelt und die katzen in irgendeiner ecke zufrieden schnurren."
(ernest hemingway)




meine schwester susanne hat heute in einem fernseh-interview gesagt, dass sie sich jeden tag über etwas freuen kann, dass sie ein glas halbvoll sieht. das war nicht immer so. hätte ich ihr vor zehn jahren gesagt, wie sich ihr leben noch ändern würde, niemals hätte sie sich dieses schwere schicksal vorstellen können. kein tag ohne schmerzen, kein tag ohne momente der verzweiflung, kein tag der unbeschwerten leichtigkeit.


ich habe heute meine schwester live im fernsehen bewundert. 
be-wunder-t, be-wunde-rt.
wieviele wunden hat diese seele über-wunden? 
und welches wunder ist geschehen?


meine schwester ist vielen von uns vorausgeeilt, obwohl sie physisch nicht in der lage ist, selbst ein paar schritte ohne unterstützung zu gehen. 
und mir fällt ein, dass der geist keine materiellen barrieren kennt. wenn ich die türe des bewusstseins öffne, dann erfüllt der geist selbst die verborgensten winkel meines seins.
heilung des geistes kann blitzartig erfolgen - wenn dich der blitz der "erleuchtung" trifft.
meine schwester hat lange vorarbeit geleistet, damit sie dieser blitz treffen konnte.
die manifestation im materiellen wird wohl auch noch einige zeit in anspruch nehmen. doch dann, irgendwann, ist sie heil, ganz heil.


und es ist unbeschreiblich, diese freude in meinem herzen ist so unbeschreiblich tief. diese freude zieht durch meinen körper, hinein in jede einzelne zelle. 
es ist die freude, dass ich an diesem wunder teilhaben darf. dass ich mich entschieden habe, diesen weg zu gehen. dass ich weiss, dass ich angekommen bin.

Mittwoch, 24. November 2010

der erste SCHNEE ...

copyright © karin luger 2010
"in der tiefe eurer hoffnungen und wünsche liegt das stille wissen um das jenseits; und wie der samen, der unter dem schnee träumt, träumt euer herz vom frühling. traut den träumen, denn in ihnen ist das tor zur ewigkeit verborgen."
(khalil gibran)








im ofen flackert ein kleines feuer, draußen tanzen die ersten schneeflocken des herannahenden winters durch die luft, der raum ist erfüllt von orangenduft und den klängen vivaldis. 


der erste schnee! kindliche freude erfasst mein gemüt und erinnerungen durchziehen meine sinne. ich spüre den kalten schnee auf der zunge ... wie er wohl schmeckt, dachte ich damals, bevor ich meine erste kostprobe nahm. ich formte kleine schneebälle und biss hinein, spürte, wie sich die festen kristalle in wasser verwandelten. und war fasziniert, bezaubert und entzückt von dieser kleinen sensation in meinem mund. 


die erinnerung zieht gerüche herbei. wie riecht kalte schneeluft? wie nikolaus, christkind, wie schlitten fahren und heißer, süßer tee. wie schokokekse, nasse fäustlinge und rauch aus dem kamin ... und jeder geruch, jeder duft zaubert eine kleine episode aus der kindheit herbei.


ich sehe meine mutter im kerzenlicht, sie kann so wunderschöne gedichte und geschichten erzählen ... und wir lauschen ihr voller hingabe.
wir stapfen im schnee, der wind pfeift uns um die ohren. ich freue mich schon auf daheim, auf die warme stube, auf die köstlichen belegten brote und tee. mein vater macht die besten und schönsten und delikatesten belegten brote. es ist mir, wie wenn all dies gerade eben passiert wäre. 


gerade eben. und doch schon 40 jahre her. es ziehen die winter ins land, ein ums andere jahr. wie viele winter werde ich noch erleben? was auch immer noch für mich bereit steht, ich mache mir jetzt im moment keine gedanken über meine zukunft.
ich sehe die schneeflocken dem boden entgegen schweben, sich auf die schneedecke setzen, um zu verschmelzen mit den tausenden anderen schneeflocken. und mir fällt ein, dass keine schneeflocke der anderen gleicht. jede schneeflocke ist ein kleines kunstwerk, ein kleines wunderwerk der natur. wie auch der mensch! es wird nicht mehr lange dauern (august 2011!), dann leben 7 milliarden menschen auf dieser erde und kein mensch gleicht dem anderen. jedes einzelne menschenleben ist einmalig - das ist doch unglaublich, oder?


ich wünsche mir, dass wir es den schneeeflocken gleich machen - dass wir unser individuelles leben führen und uns gleichzeitig in ein höheres gemeinsames einfügen ... ja, das wünsche ich mir!

Dienstag, 16. November 2010

schaust du deinen SCHMERZ?

copyright © karin luger
chiang mai, thailand, februar 2008
"auf spiritueller ebene ist jeder schmerz eine chance - nur auf spiritueller ebene."
(emile m. cioran)








ich prüfe mich unaufhörlich. ich will es so. nicht immer ertrage ich es mit leichtigkeit. manchmal, wie eben jetzt, spüre ich einen undifferenzierten, körperlichen schmerz. doch ich weiß, dass in wirklichkeit meine seele leidet. 


körperlich sitzt der schmerz ganz knapp unterhalb meiner haut, jede berührung elektrisiert mich. ich kenne dieses empfinden - interessant, dass ich es heute als schmerzvoll empfinde.
lust und leid sind immerwährende gefährten, die beiden seiten einer medaille.


wie sehr bin ich dankbar. dafür, dass ich mich öffne. dem, was in mir lebendig ist. zu empfinden, fühlen, spüren. einzuordnen in mein erfahrungsregister, zuzuordnen und dann, später, abzulegen.


jedes äußerliche ereignis, das mich berührt, führt mich unweigerlich nach innen. ich erkenne, dass ich auf meinen inneren pfaden die augen offen halte. das war nicht immer so. das war lange nicht so. ich sehe meinen schmerz. wende mich nicht sogleich ab. ich schaue den schmerz. es ist ein prozess des nichtstuns. allein der prozess tut weh. einfach zu schauen als beteiligter beobachter. zu sehen, was auftaucht. all meine bewertungen, befürchtungen, ängste, hoffnungen und unerfüllten wünsche. ich schaue hinein in die wogen der gefühle. mir wird schwindlig vom auf und ab, nirgends findet mein auge einen fixen punkt, alles ist in unaufhörlicher bewegung. ja, ja - panta rhei! ich erinnere mich an südindien, märz 2008. wie mir der boden unter den füßen weggezogen wird. äußerlich wie innerlich. jeglicher widerstand ist zwecklos. einzig das ergeben ist förderlich!


und so ergebe ich mich in das, was ist, wie es ist. und vertraue darauf, dass der schmerz vergeht, dass die wunden verheilen, dass die tränen versiegen.





Mittwoch, 10. November 2010

ANGST, unser ständiger begleiter?

copyright © karin luger
australien, november 2007
"die reine beobachtung ist die energie, die das, was ist, verwandelt. wenn sie das verstehen, dann werden sie sehen, dass sie vollkommen frei von psychischen ängsten sind."
(krishnamurti)








wie viele ängste trage ich in mir? wie gehe ich mit meinen ängsten um? woher kommen sie und wer nährt sie? was macht die angst mit mir - körperlich, mental, emotional?


ich habe allerlei ängste. bei manchen weiß ich die ursache, bei manchen ahne ich sie und bei ganz wenigen liegt die ursache noch immer gut verborgen im dunkel meines unterbewusstseins.


angst mag ich nicht. sie lähmt mich, körperlich wie geistig. sie nimmt mir energie. darum will ich sie nicht ansehen, sie ist schlecht. eigentlich will ich nur, dass sie verschwindet. sofort. und nie mehr wiederkehrt. aber das kümmert sie nicht, die angst. sie kommt manchmal ganz unvermutet, fährt ein in meine glieder. zuerst ignoriere ich sie einfach. und sie hält sich bedeckt, ist verhalten im hintergrund meines alltagstreibens. doch wehe, wehe, ich komme zur ruhe ... dann erblüht sie, nimmt mich in besitz, reitet auf meinen nervenzellen und galoppiert mit mir hinein in die finsternis. 


"don´t get attached" ... ja, ich erinnere mich an diesen strahlenden mönch in chiang mai, in einem kloster im norden thailands. und nie mehr werde ich diese worte vergessen. ich bin eine lernende und versuche mich - schritt für schritt. 
nicht mehr anzuhaften, das ist mein ziel. alles ist, wie es ist. nicht gut, nicht schlecht. es ist. und so auch meine angst. 


nun, zuerst kommt die theorie. die muss erst einmal verstanden werden. intellektuell verdaut werden. und dann im nächsten schritt muss es auch das herz verstehen. muss sich mit dieser ars vivendi vertraut machen. 
bis das neue aufgenommen und verdaut ist, dauert es ... das braucht geduld und beharrlichkeit. da wirst du auf die probe gestellt, ob du es wirklich ernst meinst. da liegen auch schon die ersten stolpersteine im weg. 

doch je mehr ich mir dessen bewusst bin, dass das leben aus höhen und tiefen besteht und dass sowohl die höhen wie auch die tiefen ihre existenzberechtigung haben ...
je mehr ich verinnerliche, dass meine ängste auf dem nährboden der bewertung wachsen, dass weder das eine nur gut noch das andere nur schlecht ist, je mehr ich all dies in mich aufnehme, desto mehr bin ich fähig, hinter den vorhang der angst zu blicken.


den schmerz hinter dem vorhang zu entdecken, dies verwundert mich jetzt nicht mehr! den schmerz über die offenen, die schlecht verheilten wunden. wunden, die mir zugefügt wurden und wunden, die ich anderen zugefügt habe. 


ich blicke durch den schmerz hindurch und sehe mich in unterschiedlichsten situationen, in unterschiedlichsten altersstufen und es erfasst mich auf einmal ein so intensives verlangen nach selbstliebe. ich liebe mich so wie ich bin, mit all meinen wünschen, sehnsüchten, ängsten, verdrängungen, ...


es gelingt mir nicht immer ... aber immer öfter!



Sonntag, 7. November 2010

lass uns miteinander VERBUNDEN sein ...

copyright © karin luger
berlin, november 2009
"im grunde sind es immer die verbindungen mit menschen, die dem leben seinen wert geben."
(wilhelm von humboldt)








heute ist der 7. november 2010. 
ein sonntag. 
ein tag der sonne, obwohl die sonne selbst hinter den wolken verborgen blieb. 
ein tag der sonne im herzen. 
ein tag der verbundenheit.


maria und ich trafen uns bei nina in wien. um unsere kenntnisse in gewaltfreier kommunikation zu trainieren. um die theorie in praxis zu verwandeln.
es ist uns gelungen!
es ist uns gelungen - ganz anders, als es sich eine jede von uns erwartet hatte! ja, es kommt doch sehr oft ganz anders, als wir denken (was uns zu denken geben sollte!) 
die prall gefüllten aktenordner lagen bereit, gefüllt mit wissen und übungsbeispielen. 
doch das leben wollte (an)erkannt werden, verlangte nach empathie. 


mir fiel mephistos ausspruch in goethes faust ein: "grau, teurer freund, ist alle theorie. und grün des lebens goldner baum." wie passend für den heutigen tag!


wir sind einander empathisch begegnet, sind in unsere tiefen hinabgestiegen, haben uns einander geöffnet und einander erkannt. es gibt keine zufälle! wie sehr gleichen sich unsere ängste, sorgen und bedürfnisse. 


wir haben es gewagt! wir folg(t)en unserer bestimmung. 
klingt interessant und mutig. ist es auch!


mut und angst sind geschwister. beide sind da. beide wollen wahrgenommen und geschätzt werden. beide! 
was machen wir menschen üblicherweise? ein mutiger mensch - toll, bewundernswert, ...
ein ängstlicher mensch - bedauerlich, bemitleidenswert, ...
wir be(ver)urteilen die anderen und noch viel mehr uns selbst. wir gehen hart mit uns ins gericht. wir haben angst zu versagen. wir haben angst, die in uns gesteckten erwartungen nicht zu erfüllen. welche erwartungen und von wem in uns gesteckt? 


wir wollen geliebt werden, so wie wir sind. 
doch wir haben angst, wenn wir uns verletzlich und unvollkommen zeigen, dass wir abgelehnt, zurückgewiesen, verachtet werden.


maria und nina ... ich danke euch! ihr seid mein elixier! zu wissen, dass ich mit euch verbunden bin, gibt mir kraft und freude! lässt mich erkennen, dass das, was wir tun, in die welt hinausstrahlt! gibt mir vertrauen und sicherheit! 


gibt mir die gewissheit, dass wir miteinander verbunden sind!



Freitag, 5. November 2010

HERBST - die blätter fallen

copyright © karin luger
berlin, november 2009
die blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den himmeln ferne gärten;
sie fallen mit verneinender gebärde.
und in den nächten fällt die schwere erde
aus allen sternen in die einsamkeit.
wir alle fallen. diese hand da fällt.
und sieh dir andre an: es ist in allen.


und doch ist einer, welcher dieses fallen 
unendlich sanft in seinen händen hält.
(rainer maria rilke)




ich habe gerade begonnen, das neueste buch von andreas salcher zu lesen - "meine letzte stunde" ... 
ich bin vor gut zwei stunden von einem seminar heimgekehrt, das ich gemeinsam mit meiner schwester andrea gehalten habe - "emotionale kompetenz"... 
und ich sah die blätter fallen - wie von weit!


ich nahm das sterben in der natur rund um mich wahr. 
ich sehe und rieche den verfall. und es macht mir keine angst, es macht mich nicht bang. ich weiß, dass nach dem winter der frühling kommt, und mit dem frühling die natur neugeboren wird. ich weiß es, weil es in meinem bald 50jährigen leben jedes einzelne jahr so gewesen ist. daher habe ich eine gewissheit, dass es diesmal auch so sein wird. und diese gewissheit lässt mich vertrauen, gibt mir das gefühl der sicherheit. ich darf mich in diese sicherheit fallen lassen, wie ein welkes blatt. 


denn da ist einer, der dieses fallen unendlich sanft in seinen händen hält ...


wieso gelingt es mir beim gedanken an meine eigene vergänglichkeit nicht genauso? 
wieso habe ich für mein sterben und geboren werden nicht dieselbe gewissheit?
ja, weil ... ich noch niemanden, der gestorben ist, jemals wiederkehren sah, weder im frühling noch zu irgendeiner anderen jahreszeit!
wohin ich gehe, ist ungewiss. ob ich jemals wiederkehre, noch ungewisser.


aber ist das neue junge blatt am ast der birke vor dem haus genau das, welches im herbst zu boden fiel? ist es nicht ganz einfach nur ein birkenblatt? ein ganz klein wenig anders geformt und doch ohne jeden zweifel ein birkenblatt.


sind nicht alle menschen, die geboren werden, ohne jeden zweifel menschen?
und ist da nicht einer, der unser fallen unendlich sanft in seinen händen hält?


ich spüre es ... es breitet sich aus ... vertrauen ... dass ich ein teil der natur bin ...



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