Dienstag, 29. Januar 2013

die NATUR - wo ich ICH bin...

st. peter am wimberg, jänner 2013
copyright©karin luger




jedes werden in der natur, im menschen, in der liebe muss abwarten, geduldig sein, bis seine zeit zum blühen kommt.

dietrich bonhöffer






welch ein segen, dass ich mich entschieden habe, am land, abseits des städtischen treibens, zu leben. gerade jetzt im winter spüre ich dies besonders intensiv. alles ist in das weiß des schnees gehüllt, kaum ein geräusch lenkt den ständig suchenden geist ab.

ich schlüpfe in meine schneeschuhe und gehe. ziehe meine eigene spur durch wald und wiesen. ich weiß nicht, wohin genau ich meine schritte lenken werde. ich gehe, setze einen schritt neben den anderen. und höre allein mein atmen. 
nun, ich höre mein atmen nur dann, wenn ich mein gedankenkarussell kurzzeitig verlasse und meine wahrnehmung auf das lenke, was gerade ist. 
erst dann höre ich. erst dann sehe ich. erst dann fühle ich.
ich höre, wie sich ganz oben in den ästen schnee löst und zu boden fällt. ganz leise und doch hörbar.
ich sehe die spuren der waldbewohner im schnee.
ich fühle die kalte luft, wie sie durch meine nase einzieht.
und für ein paar atemzüge bin ich wahrhaftig ein teil der natur. frei von sorgen, ängsten, hoffnungen und zweifeln.
für ein paar atemzüge bin ich ICH.
welch unaussprechliche wohltat - ganz einfach nur zu sein. geduldig im moment, wissend, dass sich alles fügt. denn mein hirn wird niemals alle zusammenhänge erfahren, so sehr es sich auch anstrengen mag.
die natur zeigt mir, wie flüchtig alles irdische ist. für eine kurze periode gesellt sich eine schneeflocke zur anderen. ein warmer sonnentag vereint all die unterschiedlichen schneekristalle zu einer flüssigen einheit, die irgendwann später im jahr verdampft. und an irgendeinem ort der erde beginnt dieses spiel aufs neue.
ich möchte in diesem kreislauf der natur aufgehen. teil dieses naturgesetzes sein. ich möchte ein tiefes vertrauen entwickeln, das mir die freiheit gibt, nicht denken zu "müssen".


Samstag, 19. Januar 2013

unsere größte TÄUSCHUNG...

mount miacimu, tibet, dezember 2007
copyright©karin luger


dass gott in jedem von uns lebt,
dass jeder fleck erde uns heimat sei,
jeder mensch uns verwandt und bruder (und schwester, anm. karin luger!) ist,
dass das wissen um diese göttliche einheit alle trennung in rassen, völker, in reich und arm, in bekenntnisse und parteien,
als spuk und täuschung entlarvt.
das ist der punkt, zu dem wir zurückkehren, wenn furchtbare not oder zarte rührung unser ohr geöffnet und unser herz wieder liebesfähig gemacht hat.

hermann hesse





je mehr ich mich mit mir selbst auseinandersetze, umso mehr erkenne ich, wie vielen täuschungen ich erlegen bin. und wie hartnäckig so manche täuschung ist!
je mehr ich lerne, mich selbst wahrhaft zu lieben, umso mehr lerne ich, meine mitmenschen zu lieben. die lebenden wie die toten.

welch eigenartige, manchmal destruktive verhaltensweisen entwickeln menschen, um auf sich aufmerksam zu machen. um geliebt zu werden.

wir lernen auf der erde das phänomen der dualität. 
tag und nacht, hell und dunkel, heiß und kalt. 
und wir glauben, dass dualität trennung bedeutet. 
entscheide dich. 
für dies oder jenes. 
beides ist nicht möglich. 

und dies ist die große täuschung.
die täuschungdessen großer nutznießer unser ego ist.
du musst dich entscheiden.
sonst gehst du unter.
das macht angst. große angst.

doch sobald das vertrauen auf gott, auf die quelle der bedingungslosen liebe, wieder gefunden ist, passiert das, was mein geliebter dichter hermann hesse niedergeschrieben hat:
alle trennung wird als täuschung erkannt.

ich frage dich: was passiert, wenn wir WISSEN, dass wir alle eins sind, dass wir alle untrennbar verbunden sind? wenn wir WISSEN, dass wir alle geliebt werden wollen?



was ist unsere PFLICHT?

bangkok, thailand, jänner 2012
copyright©karin luger




keine pflicht wird so sehr vernachlässigt, wie die pflicht,  glücklich und zufrieden zu sein.

robert louis stevenson







ich habe schon als kind gelernt, dass neben den tugenden der höflichkeit, rücksichtsnahme und hilfsbereitschaft (und deren erkennbare verhaltensweisen) vor der muße die arbeit zu erledigen ist, dass man (ver)rostet, wenn man rastet. dass gefahren durch versicherungen gebannt werden können, dass materieller wohlstand fast alles im leben erleichtert. 

ich gehöre zu der generation, die noch nie einen krieg, hunger, unterdrückung oder sonstige dramatische äußerliche lebensbedingungen erleiden musste.

die generation meiner eltern hat den 2. weltkrieg als kind erlebt. die generation meiner großeltern hat zwei weltkriege erlebt. und die zeit dazwischen.
so viel leid. so viele entbehrungen.

dass ich mich heute mit themen wie spiritualität und innere gelassenheit beschäftigen kann, dafür bin ich unendlich dankbar - meinen eltern und großeltern und all jenen, die vieles geopfert haben, damit es ihren kindern einmal besser geht wie ihnen.

für viele menschen dieser generationen war arbeit gleichgesetzt mit glück und zufriedenheit. arbeit war nicht ein lästiges muss. mit arbeit schaffte man etwas, das ergebnis war sichtbar, greifbar.
arbeit vermittelte sicherheit und damit eben auch das fundament für ein glückliches und zufriedenes leben.

mit der beinahe ausschließlichen ausrichtung auf materiellen wohlstand passierte etwas eigenartiges. die bedürfnisse sicherheit, zufriedenheit und glück sanken in den bereich des unbewussten. unbemerkt. 
und so geschah und geschieht es, dass viele menschen an der oberfläche des materiellen scheins treiben. 
getriebene. 
wann ist genug geschaffen? 
wieviel materie muss angesammelt werden, damit absolute sicherheit, zufriedenheit und glück fixiert sind?

es ist unsere pflicht, auf diese fragen eine ehrliche antwort zu geben.
und dann ist es unsere pflicht, danach zu handeln, danach unser leben auszurichten.











Donnerstag, 10. Januar 2013

leben - eine immerwährende GEBURT...

anker-uhr am hohen markt, wien, august 2012
copyright©karin luger





die geburt ist nicht ein augenblickliches ereignis, sondern ein dauernder vorgang.
das ziel des lebens ist es, ganz geboren zu werden, und seine tragödie, dass die meisten von uns sterben, bevor sie ganz geboren sind.

erich fromm








ein neues jahr ist geboren. 
hineingeboren in ein kontinuum, in eine schwingende energie, in ein transformierendes informationsfeld.
ich bin ein teil dieses ganzen, dieses wunders leben. 
und jeden tag, jede stunde, ja - jede sekunde kann ich mich selbst neu (er)finden!
nichts bleibt, wie es ist. 
auch wenn wir dies wissen, bleiben wir doch an vergangenem verhaftet. weil wir angst haben vor dem ungewissen, das jeden moment über uns hereinbrechen kann.

ich habe eines gelernt (das leben hat mich dies gelehrt):
egal, was ich denke, wie sehr ich meine augen verschließe oder nach hinten blicke... das leben nimmt seinen lauf, unaufhörlich.

wenn ich nachts mit dem auto auf einem schmalen güterweg fahre, dann sehe ich schon von weitem die scheinwerfer des entgegenkommenden autos. ich bereite mich auf unser aneinanderfahren vor, reduziere das tempo, fahre an den rechten rand des weges, um platz zu machen und um unbeschadet zu bleiben. 

dieses bild übertrage ich in die gestaltung meines lebens. 
ich öffne all meine sinne und bemühe mich, darauf zu achten, wohin die scheinwerfer des lebens ihr licht werfen. 
ich bemühe mich - damit möchte ich gleichzeitig zum ausdruck bringen, dass es mir immer öfter gelingt - ich bin eine lernende! 
ich möchte damit auch zum ausdruck bringen, dass ich erkannt habe, dass ich mich jederzeit neu gebären kann. dass das leben unendlich viele facetten hat. 

ich bin zutiefst dankbar.
dass ich jetzt lebe.
dass ich vertraue. auf das leben. 
dass ich geschützt bin. ewiglich.
dass ich mich lieben gelernt habe.
dass ich lernen werde...bis zum letzten atemzug.





Mittwoch, 2. Januar 2013

ABSCHIED = abscheiden

st. peter am wimberg, dezember 2012
copyright©karin luger


auf dem hühnerhof war der hahn erkrankt. niemand konnte mehr damit rechnen, er werde auch am nächsten morgen noch krähen. abschied war angesagt. 
die hennen machten sich sorgen - sie waren felsenfest überzeugt, die sonne gehe nur auf, weil der meister sie rufe. der nächste morgen aber belehrte sie eines besseren: 
die sonne ging auf wie jeden tag; 
nichts hatte ihren gang beeinflußt.

aus persien






heute morgen ist der vater meiner freundin luise gestorben. ihr über alles geliebter vater. 

wie viele abschiede haben wir schon erlebt? wie viele liegen noch vor uns?
das leben prüft uns immer wieder, in unterschiedlicher intensität. 

das eine mal glaube ich, es zerreisst mir das herz, der schmerz des abschieds schnürt mir die kehle zu, nimmt mir die luft, reißt mir den boden unter den füßen weg. die kräfte schwinden und es scheint mir, als ob meine seele zerspringt und zerbröselt. seelentreibsand, der mich hinabzieht. kein entkommen. unendlicher schmerz, abgrundtiefe trauer.

manche abschiede habe ich herbei gesehnt, mir die zeit danach in schillernden farben ausgemalt. 
doch ich habe eines gelernt: abschied nehmen heißt immer auch der realität ins auge blicken. das neue, unbekannte will ebenso begrüßt werden. so wie der tag der nacht zu weichen hat, die pflanzen erblühen und zu humus werden, so haben auch wir uns in diesen kreislauf einzufügen, ob wir wollen oder nicht.

die essenz ist ewig, unzerstörbar. die göttliche essenz ist. 
und so lernen wir auf dieser erde, dass materie verfällt, zerfällt,... um als nährboden neue materie hervorzubringen.
wir scheiden ab, was nicht mehr passt. wir werden abgeschieden. wenn dies auch oft nicht gewünscht und schmerzhaft ist, hat es seine wichtigkeit und fügt sich in den kosmischen plan ein.

abschiede lehren uns, dass wir uns von allen anhaftungen zu befreien haben. das ist die höchste aufgabe, die wir alle eines tages gelernt haben, früher oder später.

möge sich unser aller abschiedsschmerz auflösen, damit die bedingungslose liebe unser herz, unser sosein durchströme... 

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