Donnerstag, 22. April 2010

wofür DANKBARKEIT?

schlafender buddha, chiang mai/thailand
copyright © karin luger, februar 2008
"ich bin dankbar, nicht weil es vorteilhaft ist, sondern weil es freude macht."
(seneca)










ich habe es mir seit drei jahren zur liebgewonnenen gewohnheit gemacht, mich jeden morgen zu bedanken. zu bedanken für den kommenden tag, was immer er auch bringen möge. 
wohl ein bisschen naiv, sich für etwas zu bedanken, wenn man noch gar nicht weiss, ob es sich überhaupt lohnt! oder? nun, was wissen wir denn schon im vorhinein so genau, ob sich im endeffekt etwas für uns lohnt oder nicht? 
manchmal geschieht es, dass geraume zeit nach einem unliebsamen erlebnis plötzlich die erkenntnis kommt ... dass gerade dieses erlebnis überaus positiv für unsere weitere entwicklung war. 
wir leben wahrhaftig in einer dualen welt. jedes ding hat zwei seiten, so hat auch jedes erlebnis sein für und wider. nur oberflächlich betrachtet erscheint manches zunächst als gut, manches als nachteilig. es ist immer eine frage der perspektive.
wenn wir erst einmal die perspektive der dankbarkeit entdeckt haben, dann passiert etwas wunderbares. denn dann erscheint unser leben in einem neuen, einem helleren, fröhlicheren licht. 
wie sehr habe ich mich früher schon frühmorgens im bett gewälzt ... angesichts all der termine, besprechungen und unzähligen emails. was würde an unangenehmen ereignissen auf mich warten? 
wenn ich meine gedanken auf eventuelle negative vorkommnisse richte, dann steigt die wahrscheinlichkeit rapide, dass sich eine befürchtung bewahrheiten kann.
sage ich jedoch danke, ohne gleich die unterschiedlichsten szenarien in meinem kopf zu kreieren, dann befinde ich mich im feld der ungeahnten möglichkeiten. dann bin ich offen und flexibel, kann alles so nehmen wie es kommt. ich brauche nicht schon im vorfeld über alles und jeden mein bewertungsschema stülpen, um mich selbst - und nur mich selbst - in meinem handlungsspielraum einzuschränken.
es ist dies eine form der wertschätzung, der selbstwertschätzung! und es stellt eine verbindung zu meinem höheren selbst her, das mehr kann und so unendlich viel mehr weiß, als mein kopf überhaupt zu denken fähig ist. in jenem moment, in dem ich mich öffne, fließt liebe und leichtigkeit. das soll nicht heißen, dass ab sofort alles wie am schnürchen klappt ... denn wie gesagt, was wissen wir denn schon im moment, was gerade unsere lektion des lebens ist!


wenn wir diese form der wertschätzung auch unseren mitmenschen entgegen bringen können, dann wird unser tag gleich nochmals um einige nuancen heller, freundlicher und belebter.
ein paar worte des dankes, was uns gefällt, berührt, gut tut, fasziniert ... ich kann es kaum in worte fassen, welche freude dies im anderen auslöst!


und ... gefühle sind ansteckend ... diese freude strömt in uns zurück, erwärmt unser herz und strahlt wieder hinaus in die welt!





Sonntag, 11. April 2010

wieviel EHRLICHKEIT vertragen wir?





miacimu (6054m), china/tibet
copyright© karin luger, dezember 2007
"ehrlich sein: einsam sein."
(max frisch)










wir wünschen uns doch ehrliche mitmenschen, ... oder etwa nicht?
hmm, wie ist es wirklich bestellt um unsere sehnsucht nach ehrlichkeit?

hängt es nicht etwa davon ab, ob wir diese ehrliche aussage als gut oder schlecht bewerten?

ein ehrliches kompliment, ein von herzen ehrlich gemeintes kompliment ... aah, das tut der seele gut!
also, diese art von ehrlichkeit, die würde ich auf der stelle abonnieren. so als tägliche postwurfsendung oder als morgenweckruf oder gutenachtlied ... das wär doch was!

aber oje, wenn diese ehrlichkeit einen unserer wunden punkte berührt ... ja, dann sind wir empört über diese taktlosigkeit, dieses schlechte benehmen, das mangelnde einfühlungsvermögen, diese ungebührliche respektlosigkeit. also, wenn alle so wären wie diese unsensible person, da hätten wir wahrscheinlich ein paar ausgewachsene konflikte mehr in unserer welt!

wie reagieren wir auf eine ehrliche antwort, die schmerzt?
nun denn, wir haben zwei methoden seit kindheit an bestens trainiert.
angriff ist die beste verteidigung ... oder/ und ... fliehen.
dies sind unsere beiden handlungsmuster.
d.h. entweder wir "schießen" zurück, selbstverständlich auch in bester ehrlicher absicht, oder wir ziehen uns in unser schneckenhaus zurück.
manchmal kommt zu einem kürzer oder länger währenden schlagabtausch, der zumeist von einer seite in form eines fluchtverhaltens abrupt beendet wird.
ausgezeichnet, oder?

wie war das gemeint? ehrlichkeit währt am längsten?
vielleicht!

vielleicht dann, wenn nach dem ersten "schock" die gefühlswallungen abgeflaut sind und ein normales betrachten der situation wieder möglich ist.
dann nämlich kann der wunderliche fall eintreten, dass sich bei ehrlicher betrachtung der ehrlichen aussage so etwas wie zustimmung einstellt. und bei noch ein wenig mehr abstand könnte womöglich sogar ein gefühl der dankbarkeit entstehen. dankbarkeit dafür, dass diese person ehrlich war und nicht wie viele andere irgendetwas nettes sagte. sondern dass sich diese person traute, etwas offensichtlich unangenehmes zu sagen, auch auf die gefahr hin, dass diese aussage für zündstoff sorgen könnte.

wer auch immer diese erfahrung gemacht hat, diese dankbarkeitserfahrung, der hat womöglich so wie ich begonnen, sein eigenes verhalten zu hinterfragen. wie ist es um die eigene ehrlichkeit bestellt? gehe ich den bequemen weg, anderen menschen das zu sagen, was sie gerne hören möchten ... oder lege ich wert auf eine echte freundschaft, eine tragfähige partnerschaft?
wahre freundschaft verlangt nach ehrlichkeit!

es liegt daher immer an mir selbst, ob ich immer und überall beliebt sein möchte oder ob ich auf echten austausch in einer freundschaft/beziehung wert lege ...












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