Freitag, 29. Juli 2011

wer ist verantwortl-ICH für meine GEFÜHLE?

rose im dezember - li jiang, china 2007
copyright © karin luger
"das ICH existiert einzig auf der ebene des denkens. von seinen wirklichen GEFÜHLEn ist der mensch total getrennt. was sie heute für GEFÜHLE halten, sind gedanken über GEFÜHLE, es sind nicht die GEFÜHLE selbst."


theo fischer, wu wei








hast du dieses zitat gelesen? 
was heißt das: was wir als ein gefühl erkennen, ist nicht das gefühl selbst, sondern unsere gedanken darüber.


ich habe schon einige male über dieses thema geschrieben. und ich kann mich gar nicht oft genug wiederholen. weil es mir sooo wichtig ist. weil ich mir wünsche, dass du das, was du hier liest, verinnerlichst. weil dann so manches wunder passieren kann.


gefühle sind REaktionen auf unsere gedanken. 
denken wir: so ein toller sonnenuntergang - spüren wir ein angenehmes gefühl... so etwas wie freude, dankbarkeit, euphorie, zufriedenheit oder leichtigkeit.
denselben sonnenuntergang könnten wir aber auch mit einem traurigen erlebnis verbinden, wir könnten z.b. denken: das war der letzte urlaub mit meiner partnerin/ meinem partner, danach hat er/ sie mich verlassen - das darauf folgende gefühl würdest du dann eher als traurig, wütend, frustriert, leer, enttäuscht oder desillusioniert bezeichnen.


wie auch immer ich eine wahrnehmung (z.b. die sonne geht unter) interpretiere, dementsprechend stellt sich meine gefühlswelt ein.
so geht es mir auch, wenn eine andere person etwas sagt, etwas tut. ich ordne es in mein bewertungsschema ein. gut, schlecht, freundlich, unfreundlich, usw.
üblicherweise bereitet mir meine gefühlsregung als folge auf eine positive bewertung keinerlei probleme. 
doch wie sieht es aus, wenn mein gegenüber mich beleidigt? womöglich noch absichtlich?
da kann meine gefühlswelt doch schon ganz ordentlich in bewegung geraten...
da wogen meine gefühlswellen und in den schaumkronen sitzt mein ärger über diesen menschen.


ich glaube, wir alle kennen solche situationen.
wenn uns nun ein mensch beleidigt, was ist unsere reaktion?
nun, entweder das imperium schlägt zurück oder die schnecke zieht sich in ihr schneckenhaus zurück oder wir tun so, als ob wir nichts gehört haben, aber innerlich lodert das feuer.
wie auch immer wir reagieren, wir zweifeln nicht daran, dass der andere schuld an unserem gemütszustand ist. 


kannst du dich erinnern, dass du selbst einmal zu jemandem etwas gesagt hast - in der entferntesten absicht, diesen menschen zu kränken - und dieser mensch ist beinahe explodiert? und du warst total verwundert über diesen heftigen gefühlsausbruch?


bitte bedenke immer - unsere gefühle sind reaktionen auf unser denken. daher ist niemand schuld. und wir müssen uns auch nicht rächen.
wir können in unserem inneren nachsehen, was genau unser gefühl ausgelöst hat. 
dann passiert nämlich etwas ganz wichtiges: ich lenke so meine aufmerksamkeit auf mich und kann so erforschen, was jetzt für mich wichtig ist, was ich jetzt brauche.
meine aufwallenden gefühle können sich beruhigen und ich kann danach eine klare aussage treffen.


ich übernehme verantwortung für meine gefühle.
niemand ist schuld für meine gefühle.
meine gefühle bitten mich, bei mir selbst nachzusehen, was ich brauche.
und nicht, dass ich den anderen verantwortlich machen soll!

Sonntag, 24. Juli 2011

WASSER, unser lebenselixier

maui, usa - oktober 2007
copyright © karin luger
"wir horchen staunend auf, wenn eine nasa-sonde wasser auf dem mars entdeckt haben soll - aber wir haben verlernt zu staunen über das wasser, das bei uns so selbstverständlich aus dem hahn fließt."


(horst köhler)








bis vor wenigen tagen zählte ich mich zu jenen, die wasser als selbstverständliche, im übermaß vorhandene ressource betrachten. im eigenen haushalt. hier in österreich, an einem regennassen tag im juli, denke ich normalerweise nicht daran, dass wasser für viele menschen das kostbarste gut ist. ich drehe den wasserhahn auf, wasche das geschirr, dusche, spüle die toilette, gieße die blumen... all diese aktivitäten erfolgen üblicherweise ohne nachdenken, überlegen...


ja, bis vor wenigen tagen eines nachmittags das unglaubliche passierte. ich drehte den wasserhahn auf ... und es kam nichts. kein einziger wassertropfen war dem hahn zu entlocken. 


auf einmal waren all meine vergangenen erlebnisse wieder präsent. 


als ich in einem hotel inmitten der wüste marokkos im badezimmer stand und es nicht fassen konnte, dass hier wasser aus dem hahn floss. und ich mich nicht duschen konnte. rundherum war wüste, nichts als dünen, sand und staub. die menschen hier gingen weit, um zu wasser zu gelangen. die frauen trugen es in krügen nach hause. und ich sollte den wasserhahn aufdrehen und mich duschen. ich empfand es als frevel. ich hätte mich wohl nach dem duschen schmutziger gefühlt als vorher.


ich erinnerte mich an meine tage im anza borrego nationalpark im süden kaliforniens. wie ich die tiere bewunderte, die trotz dieses kargen umfeldes ein auskommen fanden. wie seltsam berührt ich vom sonnenuntergang war. und wie ich fasziniert war von den bildern, die den so kurzen, dafür umso intensiveren frühling zeigten, wo die blumen um die wette blühten.


und es zogen vor mein geistiges auge die erlebnisse aus dem dschungel thailands. die dörfer tief im urwald, verborgen und geschützt. dort, wo für mich das waschen ein zeremoniell war. wo ich zutiefst ergriffen war vom leben dieser menschen, von den menschen selbst.
und auch die erinnerung an meine darminfektion kehrte zurück - ich trank deren wasser. mein körper duldete wohl nur chemisch gereinigtes wasser


all diese erinnerungen und noch einige mehr zeigten mir auf, das ich bereits wieder im bequemen alltag fuß gefasst hatte. dass ich so vieles - nicht nur den gebrauch des wassers - wieder als selbstverständlich ansah. dass ich bereits wieder vergessen hatte, mich zu bedanken für all die fülle, die mich umgibt.


so bin ich dankbar dafür, dass ich wieder daran erinnert wurde, wie kostbar wasser ist.


dankbar dafür, dass ich bemerkt habe, wie schnell ich ins unbewusste abgeglitten bin.
und ich danke dafür, dass ich zu jedem augenblick mein leben bewusst(er) leben kann.

Sonntag, 10. Juli 2011

wie im HIMMEL...

california, nappa valley september 2007
copyright © karin luger







"ich bin mein himmel und meine hölle."
(friedrich schiller, die räuber)









www.youtube.com/watch? v=Uf6HC9xN7Wo&feature=related

hast du den film "wie im himmel" gesehen? 
für mich war und ist es einer der berührendsten filme. 
und dieses lied, das du im oben angeführten link hören (und sehen) kannst, ist in jeder hinsicht der höhepunkt.


wann spüren wir, dass wir leben? und wie leben wir unser leben? 
wie oft kannst du am abend sagen, dass du dich so richtig gespürt hast, dass du verbunden mit (einem) anderen menschen warst?
dass du dankbar warst, weil du dir treu geblieben bist?


ich habe mich in den letzten vier jahren schritt für schritt meinem wahren leben angenähert. ich wusste nie ganz genau, wie dieses wahre leben aussehen sollte. 
ich lernte zu vertrauen. dass genau das geschieht, was für mich wichtig ist. 
und ich lernte, nicht gleich im vorfeld zu bewerten, was gut und was schlecht für mich sein könnte.


weil mein kleines hirn ohnehin nur minimale ausschnitte der gesamten komplexität meines lebens erfassen kann. 
was auch immer mein hirn konstruiert, es kann wohl nicht mehr als ein modell der wirklichkeit sein. ein modell mit ein paar variablen, ein paar konstanten und ein paar szenarien. ein zurecht gezimmertes modell, das sicherheit vermitteln soll. 
weil ich mir - wie du dir vielleicht auch - gewissheit wünschte. gewissheit, dass alles "gut" gehen würde. dass ich keinen schmerz spüren müsste. 
ich wollte die "hölle" aussperren und nur den "himmel" erleben...ohne zu wissen, was die beiden voneinander unterscheidet. ich weiß es heute auch noch nicht. doch ich will es auch nicht mehr wissen. wie so vieles andere auch. 
ich will nicht mehr wissen, wie viele menschen auf den straßen ums leben kommen, wer wen ermordet hat und was welcher politker gesagt oder unterlassen hat, um wie viele punkte der dow jones gestiegen oder gefallen ist.


ich will das leben spüren - meines - und wenn du möchtest, auch deines. möchte jetzt leben. und mich nicht darüber zu informieren, was gestern geschah. mich nicht mit etwas beschäftigen, das längst der vergangenheit angehört und nicht mehr relevant ist.


ich möchte gestalten und gestalt annehmen. 
das leben geschehen lassen, ohne mir gedanken machen zu müssen, ob dies gut oder schlecht für mich ist.


ich möchte spüren, dass ich lebe. damit ich eines tages, wenn ich von hier gehe, sagen kann, dass ich GELEBT habe.





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