Samstag, 31. Mai 2014

andere länder, andere sitten...

toilettenbenutzungsmanual, tokyo, mai 2014
copyright©karin luger



andere zeiten, andere länder, andere sitten - aber nicht andere charakterformung.
wie jede echte sittlichkeit auf ehrlichkeit, so ist jede geisteskultur auf stetigkeit gegründet.

julius langbehn






ich war in japan. ja, das ist eine andere welt. 
obwohl,...die menschen in japan stehen auch in der früh auf, gehen zur arbeit, essen etwas, schlafen, gehen aus, usw. - also nicht wirklich anders. 
und doch tauchte ich in eine ferne welt ein, in der mir trotzdem vieles verborgen blieb. die wahre seele eines japaners, einer japanerin kannst du wahrscheinlich nur erkennen, wenn du selbst dort geboren wurdest.
wenn ich also sage, dass ich in diese welt "eingetaucht" bin, dann meine ich richtiger weise, dass ich an der oberfläche ein wenig geplanscht habe! und hoffentlich nicht allzu sehr herumgespritzt habe...
denn die japaner sind viel zu höflich, als dass sie dir auch nur irgendwie eine andeutung machen, wenn du dich daneben benimmst.
nun, hierzulande gibt es ja auch nicht wirklich viele menschen, die dir die wahrheit ins gesicht sagen, aber wenn man genau beobachtet, dann kann man es sehr oft an der mimik erkennen, dass irgendetwas nicht passt.
die mimik des japaners ist wahrscheinlich nur für insider lesbar.
die höflichkeit der japaner ist äußerlich vor allem an den häufigen verbeugungen ersichtlich. wie oft hintereinander, wie tief und für genau welche anlässe man sich verbeugt, habe ich nicht genau herausbekommen. ich habe mich immer dann verbeugt, wenn sich zuvor frau matsumoto verbeugt hat. frau matsumoto war übrigens unsere dolmetscherin, begleiterin, reisekoordinatorin, informationslieferantin und mutter in einer person...

also, höflich sind die japaner und ästheten... und schlapfen-fans.
wie sie speisen zubereiten, das ist hohe kunst. nicht nur was das kochen selbst betrifft, sondern vor allem, wie sie die speisen auf dem teller anrichten. eine augenweide!
wie sie blumen in eine vase stecken...
wie sie ihre gärten anlegen...
ich konnte mich gar nicht satt sehen!

ja, und dann die kunst des aus den schuhen in die schlapfen steigens!
du darfst mit deinen unbeschuhten füßen nicht auf den boden steigen, d.h. du stellst dich verkehrt auf, damit deine schuhe in "fortgeh-richtung" positioniert sind, und steigst dann sofort in die hausschuhe. 
wenn du zur toilette gehst, stehen dort bereits die nur für diesen ort bestimmten "klo-schlapferl", wo du das bereits bekannte ritual wiederholst!
apropos klo...
das japanisch klo ist eine wissenschaft für sich.
hierzulande gehst du aufs klo, spülst, benutzt, wenn nötig, den klobesen, und verlässt das stille örtchen.
nicht so in japan, das beginnt bereits beim wort "still". japaner finden es peinlich, wenn man die unvermeidlichen plätschergeräusche hört. also gibt es allerhand geräusche, wie z.b. vogelgezwitscher oder wasserrauschen, die beim berühren der klobrille aktiviert werden.
wenn du nun fertig bist, dann kannst du allerhand andere aktivitäten starten (wenn du das klobenutzungs-armaturenbrett auch lesen kannst...) - herrenpopschspülung und frauenpopschspülung, trockenlegung derselbigen durch fön...
ich war schon froh, wenn ich den ganz normalen schalter für die klospülung gefunden habe!!

und da gäbe es noch allerhand mehr zu berichten...

was über alle kulturdifferenzen hinweg aber immer und überall ident ist, das ist die sprache des herzens!
das habe ich bereits in vielen anderen ländern erlebt und auch hier in japan habe ich den eindruck gehabt, dass echte gefühle das verbindungsglied zwischen den menschen sind - egal ob wir sprachlich kommunizieren können oder nicht!

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