Sonntag, 30. Januar 2011

ein halbes JAHRHUNDERT ...

ybbsitz, mai 2010
copyright © karin luger
"jeder, der sich die fähigkeit erhält, schönes zu erkennen, wird nie alt werden."
(franz kafka)










sissy, meine freundin, hat den reigen der 50erinnen eröffnet. ich kann es gar nicht glauben, dass ich heuer 50 jahre alt werde - ein halbes jahrhundert. 
wie schnell verging die zeit ... und wie relativ ist zeit! im rückblick erscheint es, als ob die zeit verflogen wäre. und andererseits, wenn ich an so manche ereignisse zurückdenke, da sind mir ein paar minuten vorgekommen wie eine kleine ewigkeit.


es liegen nun beinahe fünfzig lebensjahre hinter mir, wie viele vor mir liegen - ich weiß es nicht. mit an sicherheit grenzender wahrscheinlichkeit werden es weniger als fünfzig jahre sein. und eines ist auch gewiss: mein körper ist kein perpetuum mobile - die ersten verschleißerscheinungen sind schon spürbar. alles körperliche auf dieser erde ist dem verfall geweiht. auch ich kann mich diesem prozess nicht entziehen. ich kann jedoch durch achtsamen umgang und gute pflege diverse krankheiten vermeiden und den alterungsprozess ein wenig hinauszögern.


und noch etwas - wie heißt es doch: mens sana in corpore sano. womit ich meinen geist füttere, auch das ist von großer bedeutung! wir menschen sind gesamtkunstwerke - ein großartiges zusammenspiel von körper, geist und seele ... wie gut dieses zusammenspiel funktioniert, hängt größtenteils von uns selbst ab.


ich bin meine eigene steuerfrau, ich entscheide, wohin die reise geht. 
der rückblick in meine letzten 4 lebensjahre stimmt mich höchst optimistisch. ich habe die segel gesetzt, habe alle vorkehrungen für stürmische zeiten getroffen. mein schiff hat den hafen verlassen und fahrt aufgenommen. ich habe losgelassen, was nicht mehr förderlich ist - innerlich wie äußerlich. ich habe platz gemacht für neues - angenehmes wie unangenehmes. ich bin neugierig auf das, was kommt. und ich werde die herausforderungen des lebens annehmen und das beste daraus machen.


all das, was ich in den vorangegangenen jahren erlebt, erfahren, gelernt und verdaut habe, sind fundament und rohbau meines noch fertigzustellenden hauses. 
wie viele jahre auch noch vor mir liegen, ich bin überzeugt, dass ich am ende meines irdischen daseins ein wunderschönes haus fertig gestellt haben werde!

Sonntag, 23. Januar 2011

ich LÖSE mich von dingen ...

blumenfest in chiang mai, thailand 2008
copyright © karin luger
"die dinge loszulassen bedeutet nicht, sie loszuwerden. sie loslassen bedeutet, dass man sie sein lässt."
jack kornfield










vor vielen jahren habe ich mir als ziel gesetzt, mich mit zunehmendem alter von materiellen dingen zu befreien. und ich habe es damals auch so gemeint - mich von dingen zu lösen
um frei zu werden. frei für das leben. 


denn materieller besitz macht nur scheinbar frei - dies habe ich während meiner tätigkeit als portfoliomanagerin beinahe täglich erlebt. 
ehe du dich versiehst, bist du gefangener deiner besitztümer. du musst dein haus, deine wertgegenstände, dein auto, deine angehörigen, dein leben versichern. damit du in sicherheit leben kannst. du bist nicht mehr mit einem sparbuch zufrieden, du brauchst mehr ertrag, damit dein geld für dich besser arbeitet. denn dann kannst du dir ein größeres haus, ein größeres auto kaufen, kannst einen größeren urlaub machen und deinen lieben größere geschenke kaufen. 
du beginnst dir sorgen zu machen ... ist der arbeitsplatz gesichert ... was, wenn in das haus eingebrochen wird ... wie lange wird die talfahrt an den börsen noch anhalten ... 
seien wir ehrlich - das ist freiheit?


ich habe also beschlossen, mich meinem ziel zu nähern. ich werde meine schöne, große wohnung auflösen und in ein kleines gemietetes wochenendhaus aufs land ziehen. nur ein bett, eine couch und ein paar regale für meine liebsten bücher kommen mit. und meine bilder. alles andere bleibt zurück, wird verkauft, verschenkt.
diese entscheidung ist gewachsen, kam nicht über nacht. ich habe mich meinem ziel zunächst innerlich angenähert, mich vorgetastet, hingefühlt, habe gezaudert und zurückgezogen. doch nach und nach merkte ich, dass mir bei dem gedanken an diesen schritt immer wohler ums herz wurde, ich eine leichtigkeit und fröhlichkeit verspürte.


ich werde mich von einigem ballast befreien und immer noch genug besitzen. es ist der erste schritt.
ich werde anderen menschen eine freude bereiten können. 
das ist mein wahrer besitz. 
um den ich mich nie sorgen muss. 
dieser besitz nährt mich, wann immer ich es will.







Donnerstag, 20. Januar 2011

VOLLMONDnächte...

kerala, indien, märz 2008
copyright © karin luger
unten macht sich aller abend grauer, und das ist schon nacht, 
was da als lauer lappen sich um die laternen hängt.
aber höher, plötzlich ungenauer, wird die leere leichte feuermauer
eines hinterhauses in die schauer einer nacht hinaufgedrängt,
welche vollmond hat und nichts als mond.
und dann gleitet oben eine weite
weiter, welche heil ist und geschont, und die fenster an der ganzen seite 
werden weiß und unbewohnt.
rainer maria rilke




gestern war vollmond. und ich war wie in so vielen vollmondnächten zuvor nicht ins bett zu bekommen. 
je älter ich werde, umso intensiver spüre ich den einfluss des mondes. es ist, als ob er mich rufte, als ob er mir zuflüsterte: "schau mich an, ich leuchte dir! komm, komm, bleib bei mir!" vielleicht gibt es ihn wirklich - den mann im mond!


was auch immer es ausmacht, ich erlebe vollmondnächte intensiv, inspirierend und erotisch. 
und gestern war wieder einmal eine wunderschöne mondennacht und ohne es geplant zu haben, saßen martina und ich zusammen in einem lokal, dann noch in einem lokal und dann noch in einer cocktail-bar, die glücklicherweise bis drei uhr morgens geöffnet hat.
wir redeten und redeten ... wie wohltuend und berührend ist es doch, mit einem menschen sich auszutauschen, der ähnlich denkt und fühlt. es erleichtert so manches ... das ist kommunikation auf höchstem niveau ... mit null energieaufwand - im gegenteil, dies ist bereichernd und erfüllend!


und weil wir natürlich auch über männer sprachen und es eine vollmondnacht war, tauchten unweigerlich vor meinem geistigen auge bilder auf von einer woche in kambodscha ... eine woche wie aus dem bilderbuch. tony und ich an einem menschenleeren palmenstrand, von der ferne wehte der laue wind das ausgelassene lachen der gäste einer strandparty herüber und der mond über uns tauchte alles in silbernes licht. wir verschmolzen mit dem meer, der ewigkeit, dem augenblick ... 


ich danke für momente in meinem leben, in denen ich total im hier und jetzt verweilen konnte. in denen ich mit allen sinnen lebe.
ich danke deswegen, weil genau diese momente unauslöschlich bis in alle ewigkeit bestehen. weil ich diese momente in all ihrer intensität abrufen kann, wann immer ich will.


weil dann das meer und die leidenschaft ihre wellen über mich spülen ...





Montag, 17. Januar 2011

das WETTER, die wirtschaft und wir ..

ostküste australiens, dezember 2007
copyright © karin luger
"denn das wort ist wahr, dass ein extrem regelmäßig das entgegengesetzte extrem ausöst. das gilt so beim wetter, in unseren körpern und erst recht bei den staaten."
(sokrates)






ich schaue gerade aus dem fenster, es hat frühlingshafte temperaturen, die vögel zwitschern munter, die erde duftet und in der ferne leuchtet das schneebedeckte gebirge. es könnte ein tag im märz sein. doch es ist mitte januar. vor einigen tagen hatten wir noch minus 15 grad, heute plus 15.
die jahreszeiten, natürlich gibt es sie - es schneit noch immer hauptsächlich im winter, auch im herbst fallen immer noch die blätter von den bäumen und die höchsten temperaturen haben wir auch überwiegend im sommer.
und doch mehren sich die wetter-kapriolen - dies ist mein ganz subjektiver eindruck. starke temperaturschwankungen, das ganze jahr über. extreme stürme. sintflutartige regenfälle. 


ich vermisse kontinuität, angemessenheit.
und ich vermisse diese nicht nur in wetterbelangen.


ich lese die börseberichte, denke an die vergangenen jahre und ziehe meine parallelen zum wetter. wir prognostizieren, extrapolieren, berechnen residuen und wähnen uns in höchstwahrscheinlicher sicherheit. und dann holt uns die realität der finanzmärkte ein. schneller und heftiger als zuvor. eine paradoxe welt, in der wir leben. 
einerseits können wir jedes beliebige szenario berechnen, haben jede nur vorstellbare information blitzschnell zur verfügung und doch passieren katastrophen unglaublichen ausmaßes.
unsere schlussfolgerungen, unsere konsequenzen?
wenn es welche geben sollte, habe ich nichts davon vernommen.
die menschen befragen expertengremien, veranstalten konferenzen, erlassen erlässe, beschuldigen die anderen ... und dann geht scheinbar jeder wieder seines weges.


erschreckend.
trägt nicht jeder verantwortung für sich und auch (zumindest ein wenig) für die anderen?


viele sind auf der ständigen suche nach neuen sensationen, wir sind eine erlebniskonsumationsgesellschaft geworden. noch mehr, noch schneller, noch schöner, noch reicher, noch dramatischer.


und wir bekommen das, was wir wollen. 


ein erdbeben hier, eine flutkatastrophe dort, ein börsensturz hier, ein maroder staatshaushalt da ... und wir sind via modernster medien überall live dabei. 
cool, oder?



Samstag, 15. Januar 2011

dann und wann lese ich ein GEDICHT ...

golden gate bridge, san francisco 2007
copyright © karin luger 
"feder und papier entzünden mehr feuer als alle streichhölzer der welt."
(malcolm stevenson forbes)








eine liebe kollegin hat mir ein mail geschickt mit einem gedicht meines lieblingsdichters rainer maria rilke. 


schon sein name bringt etwas in mir zum klingen und zum schwingen - rainer maria rilke, das hört sich für mich so an wie wenn der abendwind einen farnwald streichelt. 
und rilkes gedichte sind wie ein brückenschlag zu fernen gestaden meiner inneren welt. manchmal. 
und ein anderes mal fahren rilkes worte hinein in mich, ohne vorwarnung. hinein in mein herz und lassen mich erbeben. 
wie gerne würde ich worte finden, die das ausdrücken, was rilkes gedichte in mir auslös(t)en, in mir in bewegung bringen. 
die erste zeile seines  gedichtes "liebeslied" - "wie soll ich meine seele halten, dass sie nicht an deine rührt" - lässt mich innerlich bejahend aufjubeln und im selben moment packt mich die traurigkeit. hin und her, auf und ab, die gefühle wallen in mir - bis sich eine zittrige freude einstellt, irgendwo im solar plexus, und sich ausbreitet. dann weiß ich, diese gedichte sind mein lebenselixier ... 


wie dankbar bin ich martina, einer freundin, die mir das glorreiche tor zur welt der lyrik geöffnet hat. und sie hat es mir gleich doppelt geöffnet, indem sie in einer kaffeepause das gedicht "der panther" rezitierte. sie hat nicht gesagt, dass ihr die gedichte gut gefallen oder dass sie mir empfehle, ein buch zu kaufen, sie hat das gedicht auch nicht vorgelesen - sie hatte es irgendwann einmal auswendig gelernt und trug es mir vor. 


es hat mich umgeweht. ich war zu tränen gerührt und ich war sprachlos. 


ein paar worte, aneinander gereiht - was können sie alles bewirken? sind wir uns dessen bewusst?


rilke war ein begnadeter dichter, seine gedichte sind für mich transzendierte poesie.
und indem ich diese erhabenen zeilen lese, vergesse ich mich und diese welt. ich gehe auf zwischen den buchstaben und fühle mich dem himmel nah.

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