Dienstag, 22. Mai 2012

SPIEGEL der seele...

bangkok, jänner 2012
copyright © karin luger




wenn die seele bereit ist, sind es die dinge auch.

william shakespeare



auf die dauer der zeit nimmt die seele die farbe der gedanken an.

marcus aurelius






das kleine spiegelt sich im großen, das große im kleinen. 
wie im innen so im außen, wie im äußeren so im inneren.
der betrachter schöpft das betrachtete.
jeden moment, jeden augen-blick können wir aufs neue entscheiden, wie sich unser leben ent-wickeln soll... oder ein-wickeln... oder ver-wickeln...

ich bin dankbar für alle menschen, die meine wege kreuzen, die mit mir einen teil des weges gehen, die mir bei den steilen, scheinbar unüberwindbaren etappen, geleit geben.

und ich bin dankbar für jene jenseitigen, die mich schützen, mir die augen öffnen und mich so manche strecke des weges tragen.

alles, was ich erlebe, was mir widerfährt, ist ein teil von mir, ein teil von dir. 
ich bin du. 
du bist ich.
wir fließen ineinander und auseinander.
nichts bleibt, wie es ist.
und doch: alles ist.

ich weiß, dass die ursprungsfamilie unser wahres lernfeld ist. 
wie erlebe ich meinen vater? wie erlebt er mich? wie sehr ist mein männerbild geprägt durch meinen vater?
wie erlebte ich meine mutter? wie erlebe ich mich als frau? was habe ich von meiner mutter übernommen?
wie ist meine beziehung zu meinen geschwistern? 

ich achte besonders auf das, was mich stört, nervt, schmerzt, kränkt...
was ich bei anderen im außen sehe, ist die gespiegelte realität meines inneren. das, was ich nicht ansehen will, weil ich es als schlecht, hässlich, unpassend bewerte.
indem ich es schaue und den aufsteigenden schmerz, die traurigkeit und auch den hass zulasse, löst es sich auf. 

indem ich das abgeschobene, verdrängte, ungeliebte ins licht hebe, seine existenz anerkenne, entsteht ein fließendes, das das zentrum auflöst in einen schleier der liebe.

durch den schleier der liebe schaue ich auf den grund meiner seele und es leuchtet ein sanftes licht herauf, berührt mein herz und ich lasse mich voll vertrauen hineinfallen in die leere der ewigkeit.



fließendes WASSER...

an der steinernen mühl bei haslach, mai 2012
copyright © karin luger


...demgemäß wird die möglichste einfachheit unserer verhältnisse und sogar die einförmigkeit der lebensweise, so lange sie nicht langeweile erzeugt, beglücken; weil sie das leben selbst, folglich auch die ihm wesentliche last, am wenigsten spüren lässt: es fließt dahin, wie ein bach, ohne wellen und strudel.

arthur schopenhauer




ich empfand glückseligkeit. 
wanderte entlang des baches, der leise und weich und ohne hast durch das grün des waldes strömte. diese unbeschreibliche sanftheit zog mich magisch an, ich atmete freiheit ein und ruhe und unendlichkeit. 

das wasser gleitet hinweg über die kieselsteine, umspült so manchen granitriesen, der sich nur scheinbar in den weg stellt. es ist, als ob es eine stille übereinkunft gäbe, die jedes geschöpf sein lässt, wie es und wo es ist. und die bewohner des ufers zaubern ihr spiegelbild ins fließende grün. 

der weiche waldboden schluckt meine tritte, vögel zwitschern schwerelosigkeit durchs geäst, die töne gleiten auf den sonnenstrahlen hinein in die leichtigkeit des kommens und gehens. 

auch wir kommen und gehen, früher und später. 
und dazwischen? gleitest du durchs leben? 
wie verhältst du dich, wenn sich ein granitblock in deinen weg stellt? 
und wie, wenn du freie bahn hast?
erträgst du eintönigkeit?

ich stelle mir mein leben als fließendes gewässer vor...
so manche untiefe, stromschnellen, wasserfälle, strudeln ließen meine wasser brodeln, hetzen und stocken, versickern und zerfließen.

ich nehme mir die steinerne mühl zum vorbild.
lasse gedanken kommen und setze sie sanft auf die wasseroberfläche, lasse sie weiterziehen... die gedanken, sorgen, ängste, freuden, euphorien...

erblicke mein antlitz im ruhigen fließen und lasse mich auffüllen vom jetzt.

Sonntag, 6. Mai 2012

männlich und weiblich...

http://de.wikipedia.org/wiki/Yin_und_Yang



"mann und frau sind zwei teile eines ganzen, 
ihre welt könnte auch eine ganze sein. 
sie sollten beide qualitäten miteinander teilen. 
keine eigenschaft sollte in eine schublade von typisch männlich oder typisch weiblich gesteckt werden..."

osho (beyond enlightenment)





wie sehr wünsche ich mir, dass sich das, was osho hier sagt, verwirklicht! 
dass wir lernen, ohne bewertungen in frieden zusammen leben zu können. 
dass wir das, was wir als gegensätzlich erachten bzw. verachten (die deutsche sprache ist so spannend... ein kleines  "v" vorangestellt und die bedeutung des wortes hat sich gravierend verändert...), lernen, zu vereinen.
ich wünsche mir so sehr, dass wir erkennen, dass alles, was ist, seine wichtigkeit hat, seinen platz...

was ist besser: 
männlich oder weiblich
aktiv oder passiv? 
tag oder nacht? 
heiß oder kalt?
sag mir, was ist besser?
wie viele argumente du auch finden magst, ich finde genauso viele gegenargumente!


kein mann hat nur männliche qualitäten und keine frau besteht zu 100% aus weiblichen qualitäten. 


frauen wünschen sich einen mann, der stark und selbstbewusst ist. und gleichzeitig wünschen sie sich auch einen mann, der in kontakt mit seinen gefühlen ist und seine ängste und sorgen ausdrücken kann.
männer wünschen sich frauen, die schön und selbstbewusst sind. und gleichzeitig wünschen sie sich auch eine frau, die anschmiegsam ist, ihren mann bewundert und für ein zuhause sorgt, in dem mann sich fallen lassen kann.


diese liste ist beliebig fortsetzbar. und immer wieder wirst du bemerken, wenn du dich selbst fragst, was du dir von (d)einem/r partner/in wünschst, dass es sich um eigenschaften und qualitäten handelt, denen wir einmal das etikett "männlich" und ein anderes mal das etikett "weiblich" zuordnen.


es ist wichtig zu erkennen, dass jede qualität ihre berechtigung hat und zum rechten zeitpunkt in der rechten dosierung eingesetzt unser leben bereichert.


wir alle kommen auf die erde, um diese qualitäten in ihrer dualität zu erfassen, um sie sodann in einklang zu bringen, in unser menschsein zu integrieren.


unser ziel ist es, wie ein vogel über dieser dualität zu schweben, zu kreisen... und zu erkennen, dass aus dieser perspektive die ganzheit, die vollkommenheit, die verschmelzung der gegensätze völlig normal erscheint.


denn es kommt immer nur auf die perspektive an!














Samstag, 5. Mai 2012

das GRÜN des frühlings

in der nähe von steyr
copyright © karin luger




und was für eine wonne ist das,
durch das erste grüne gras laufen,
das zage und zart die nackten füßchen kitzelt.

rainer maria rilke






wie lange habe ich so sehnsüchtig gewartet... 
bin immer wieder hinaus gegangen in den garten, um nachzusehen, ob nicht doch da oder dort ein grünes spitzchen aus der grauen erde herauslugen wollte. 
nun, es hieß sich in geduld zu üben...

...und ich wurde reichlich belohnt!

eben waren wiesen und felder noch in diesem undefinierbaren graubraun kaum voneinander zu unterscheiden, die sträucher und laubbäume reckten ihre kahlen äste zum himmel, so, als ob sie anklagend riefen: o herr, gib uns unser grünes kleid zurück!

wie jedes jahr wurden sie auch diesmal wieder erhört. 
das wunder geschah. 

zuerst ein leiser, zarter hauch. 
ein grüner flaum, der den wunsch nach mehr weckte. 
die wiesen verwandelten sich und begannen, sich vom grauen braun der felder zu entkoppeln. zuerst in den senken, entlang der kleinen bächlein... wie die erste skizze eines malers, im kopf bereits die vollendete symphonie in grün.
nach und nach fließen diese grünen inseln auseinander und ineinander, bis eines morgens die ganze wiese im grünen kleid erwacht.

und der wald! wie wenn unser maler in einem rausch der grünen farbe alle nur erdenklichen nuancen in einer einzigen wilden komposition zur vollendung bringen wollte.

wie liebe ich das erste grün der birken, das wie klebrigfeuchte perlen die weißschwarzen stämme umtänzelt und sich im wind sachte wiegt...
und die zarten grünen minipinseln der lärchen, die aus den ästen kleine zartgrüne wasserfälle zaubern - ja, wie liebe ich dieses grün der lärchen...
und dazwischen die mächtigen buchen, deren blätter anmuten wie kleine fächer -abermillionen kleinste fächer in grün, die mir zuwinken... 

nur der frühling hat diesen zauber der farben, diese überschwengliche fülle und vielfalt des grüns.
ja, wenn des frühlings grün töne von sich geben könnte, dann würde aus den wäldern und wiesen eine überwältigende symphonie erklingen...



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