in der nähe von steyr copyright © karin luger |
und was für eine wonne ist das,
durch das erste grüne gras laufen,
das zage und zart die nackten füßchen kitzelt.
rainer maria rilke
wie lange habe ich so sehnsüchtig gewartet...
bin immer wieder hinaus gegangen in den garten, um nachzusehen, ob nicht doch da oder dort ein grünes spitzchen aus der grauen erde herauslugen wollte.
nun, es hieß sich in geduld zu üben...
...und ich wurde reichlich belohnt!
eben waren wiesen und felder noch in diesem undefinierbaren graubraun kaum voneinander zu unterscheiden, die sträucher und laubbäume reckten ihre kahlen äste zum himmel, so, als ob sie anklagend riefen: o herr, gib uns unser grünes kleid zurück!
wie jedes jahr wurden sie auch diesmal wieder erhört.
das wunder geschah.
zuerst ein leiser, zarter hauch.
ein grüner flaum, der den wunsch nach mehr weckte.
die wiesen verwandelten sich und begannen, sich vom grauen braun der felder zu entkoppeln. zuerst in den senken, entlang der kleinen bächlein... wie die erste skizze eines malers, im kopf bereits die vollendete symphonie in grün.
nach und nach fließen diese grünen inseln auseinander und ineinander, bis eines morgens die ganze wiese im grünen kleid erwacht.
und der wald! wie wenn unser maler in einem rausch der grünen farbe alle nur erdenklichen nuancen in einer einzigen wilden komposition zur vollendung bringen wollte.
wie liebe ich das erste grün der birken, das wie klebrigfeuchte perlen die weißschwarzen stämme umtänzelt und sich im wind sachte wiegt...
und die zarten grünen minipinseln der lärchen, die aus den ästen kleine zartgrüne wasserfälle zaubern - ja, wie liebe ich dieses grün der lärchen...
und dazwischen die mächtigen buchen, deren blätter anmuten wie kleine fächer -abermillionen kleinste fächer in grün, die mir zuwinken...
nur der frühling hat diesen zauber der farben, diese überschwengliche fülle und vielfalt des grüns.
ja, wenn des frühlings grün töne von sich geben könnte, dann würde aus den wäldern und wiesen eine überwältigende symphonie erklingen...
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