Freitag, 7. Mai 2010

ZUHÖREN ... eine schwierige disziplin!

mittagspause, bangkok/thailand
copyright © karin luger, februar 2008
"nur wenn wir mit dem herzen zuhören, ohne das gehörte zu kommentieren, lernen wir etwas über das, was im innern unseres partners vor sich geht, lernen wir die wahrheit aus einer anderen perspektive als unserer eigenen kennen und erweitern damit uns selbst."
(safi nidiaye, das tao des herzens)






geht es ihnen auch so ähnlich wie mir? höre ich z.b. im fernsehen einer diskussionsrunde zu, so reagiere ich genervt, wenn die anwesenden sich nie aussprechen lassen, wenn immer wieder unterbrochen wird und einer den anderen ständig daran erinnert, einen doch ausreden zu lassen. ja, wenn ich mich zurück erinnere an die vielen besprechungen und sitzungen, an denen ich teilgenommen habe ... das gleiche bild!

wieso fällt es uns so schwer, dem anderen zuzuhören?


bei kritischer selbstbeobachtung fällt mir dazu schon einiges ein:
  • es ist z.b. ein thema, das mich interessiert ... mir fällt gerade ein sensationelles argument ein und ich habe angst, dass ich es womöglich gleich wieder vergessen könnte oder dass es ein wenig später gar nicht mehr passt. also platze ich heraus, ich muss den sprechenden unterbrechen, denn meine aussage hat bedeutung.
  • der soeben sprechende wiederholt sich ständig, hat keine griffigen argumente, will sich anscheinend nur reden hören, hat eigentlich überhaupt nichts zu sagen ... das muss beendet werden. ich unterbreche, schon ein wenig gereizt, um meines erachtens die diskussion auf ein adäquates niveau zu heben.
  • es scheint, als hörte ich zu ... doch ich bin bei einem argument des anderen "hängen geblieben" und bin nun mit meinen gedanken ganz woanders, bin nur mehr physisch anwesend. dies ist zwar auf den ersten blick nicht gleich erkennbar, doch ein guter beobachter bemerkt sofort, dass ich dem redner  keine aufmerksamkeit schenke. und der redner selbst spürt dies selbstverständlich auch!
  • mich beschäftigt ein problem bereits schon seit geraumer zeit und ich bin gar nicht fähig, mich auf jemanden anderen wirklich einzulassen. ich möchte aber nicht unhöflich erscheinen und setze einen interessierten zuhörer-gesichtsausdruck auf.

resümee der misslungenen zuhörerschaft:

wir hören lieber uns selbst zu! entweder im laut ausgesprochenen oder unseren gedanken!
wir sind eigentlich den ganzen tag über mit uns selbst beschäftigt ... alles dreht sich nur um uns!
haben wir womöglich schon verlernt, uns auf andere menschen und deren gedanken zu konzentrieren? das wäre aber fürchterlich schade! denn was ist die logische folgerung daraus? ja - dass auf uns selbst dann auch niemand hört! 


ich arbeite als mediatorin ... eine meiner hauptaufgaben ist zuzuhören, mit meinen ohren und meinem herzen. nur so erfahre ich wirklich etwas von meinem gegenüber, kann das gehörte mit meinen worten wiedergeben und zeige meinem gesprächspartner, dass ich ernsthaft daran interessiert bin, was er mir zu sagen hat.


in allem, was uns unsere mitmenschen mitteilen, steckt eine botschaft, wenn auch noch so klein! 
also, spitzen wir unsere ohren und öffnen unser herz ... für unser gegenüber, das in gewisser weise wir selbst sind!




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