Freitag, 27. Mai 2011

der REGEN, die tränen des himmels ...

ein regentag an der ostküste australiens, november 2007
copyright©karin luger



die einsamkeit ist wie ein regen.
sie steigt vom meer den abenden entgegen;
von ebenen, die fern sind und entlegen,
geht sie zum himmel, der sie immer hat.
und erst vom himmel fällt sie auf die stadt.

rainer maria rilke





heute kam er, der lang ersehnte regen. von jenen ersehnt, die den boden bestellen. ich freue mich auch, dass es regnet. heute gießt der himmel meine blumen! 

der himmel weint und die erde lacht. wie nah sind freud und leid...

nach einem sommerregen erwacht die natur zu neuem leben. ich liebe diesen ganz besonderen geruch, den die warme, nasse erde verströmt. in diesen momenten wünsche ich mir aufzugehen in dieser nassen erde, in dieser braunen masse, die für sich allein gesehen so wertlos erscheint und doch alles leben ermöglicht.

es regnet. noch neigen sich die gräser, die ähren durchnässt von den tränen des himmels. den blick zum boden, als schienen sie in sich gekehrt zu sein. als ob sie wüßten, dass mit dem nächsten sonnenschein das ende naht. als ob sie die ungeduld des bauern spürten, der futter für seine tiere benötigt. 

ich sitze am fenster, blicke hinaus in den wolkenverhangenen himmel, durch den rieselnden vorhang des regens. der wind treibt die wolkenherde vor sich her. an der fensterscheibe beobachte ich zwei regentropfen, die sich näher und näher kommen - plpp, gehen sie ineinander auf und ein dicker, schwerer regentropfen läuft dem boden entgegen. dort, irgendwo, findet die nächste vereinigung statt. eines geht im anderen auf. und vergeht. 

ich sitze am fenster, blicke hinaus und blicke in mich hinein. in meine einsamkeit. werde des unfassbaren gewahr. lasse den tränen ihren lauf. irgendwoher aus meinem tiefsten innern steigt die liebe auf. als würden meine tränen einen pfad durch den urwald meiner gefühle freiwaschen. 

was auch immer war und was auch immer sein wird, ich danke, dass ich geben und nehmen darf, dass ich lachen und weinen darf, dass ich zu dem geworden bin, was ich jetzt bin. und ich danke, dass ich mir die zeit nehme, ganz einfach da zu sitzen, nach draußen und nach drinnen zu schauen. alles sein zu lassen, was ist.


2 Kommentare:

  1. Das berührt sehr.Gute Gedanken, sehr schön.
    Wünsche ein schönes Wochenende und eine guute Zeit.
    Danke.

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  2. auch dir ein erfülltes wochenende - hab mich über deinen kommentar sehr gefreut!

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