Dienstag, 25. Oktober 2016

HERBST

ulrichsberg, oktober 2016
copyright@karin luger

herbst

die blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den himmeln ferne gärten;
sie fallen mit verneinender gebärde.

und in den nächten fällt die schwere erde
aus allen sternen in die einsamkeit.

wir alle fallen. diese hand da fällt.
und sieh dir andre an: es ist in allen.

und doch ist einer, welcher dieses fallen
unendlich sanft in seinen händen hält.

rainer maria rilke



die blätter fallen. 
ein großes symbol für das loslassen.
die natur bereitet sich für den winter vor. 
die zeit der kälte, die zeit des nach innen gekehrt seins. 
jeder herbst ist ein kleines sterben. 
und jeder herbst ist gleichzeitig ein vertrauen auf die wiedergeburt. 
das tiefe wissen um den frühling.

der mensch ist teil dieser natur. ganz egal, wie sehr er sich eine eigene welt erbaut hat, wie sehr er sich hinter beton versteckt und in digitale welten eingetaucht ist.
der mensch ist und bleibt ein teil dieser natur.
und jedes jahr rückt der mensch seinem irdischen ende ein stückchen näher.

wenn die tage kürzer werden, die temperaturen sinken, das wetter rauer wird, dann wäre es angesagt, nach innen zu blicken.
zur ruhe zu kommen. still zu werden.
und sich zu lösen - 
von dingen, die wir nicht mehr brauchen
von verhaltensweisen, die uns schaden
von eigenschaften, die uns behindern…
damit wir uns bereit machen können für den nächsten frühling.
damit wir neu erblühen können, schöner, üppiger, leuchtender als das jahr zuvor.

die jahre vergehen… schnell und schneller…
es wäre schade, wenn du eines tages erkennst, dass du zuviel im außen gelebt hast, dass du zuviel in einer scheinwelt gelebt hast, dass du dich selbst verloren hast.

nimm dir zeit, deine blätter abzuwerfen. 
frei zu werden für neues. 
reif zu werden.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Follower