Sonntag, 18. März 2012

welche ILLUSION lebst du?

am mekong, vientiane, laos
copyright © karin luger, dezember 2011




eines tages wird man offiziell zugeben müssen, dass das, was wir wirklichkeit getauft haben, eine noch größere illusion ist als die welt des traumes.  

(salvador dali)






ich bin gerade zurückgekehrt von einem vortrag von pater anselm grün. "womit habe ich das verdient? die unverständliche gerechtigkeit gottes" - er sprach über die dunkle seite des menschseins, über schmerz, leid und tiefe trauer. 
wir können diese frage nicht beantworten, denn leid ist unbegreiflich, leid ist die unbegreiflichkeit gottes.
mir fällt dazu ein, dass wir menschen interessanterweise weniger die glückserfüllten, unbeschwerten momente und erlebnisse erklärt haben wollen - die unangenehmen, leidvollen und belastenden situationen wollen wir zunächst nicht annehmen und wenn wir uns der unausweichlichkeit bewusst werden, dann wollen wir wenigstens eine erklärung. und zumeist beschweren wir uns, beklagen uns und beneiden all die anderen, denen es scheinbar so gut geht.

während des vortrages dachte ich, dass anstatt von anselm grün auch meine schwester susanne am rednerpult hätte stehen können. denn seine botschaften sind auch die essenz des buches meiner schwester.
susanne hatte lange mit ihrem schicksal gehadert. aber irgendwann hat sie hinter den schmerz geschaut, hat hinter das leid blicken können. und hat, wie es pater anselm ausgedrückt hat, den raum entdeckt, wo sie heil war. den raum, der klar und rein ist, der frei ist von jeglicher illusion. sie hat gott geschaut. 

pater anselm sprach davon, dass krankheit uns aufbrechen kann.
susanne ist nicht zerbrochen, sie ist aufgebrochen zu neuen ufern, hat ein buch geschrieben, sich selbst und der welt bewiesen, dass das unmögliche möglich ist. sie hat sich von der illusion getrennt, dass für sie glück unerreichbar ist. sie hat den fokus auf ein neues ziel gerichtet: mit ihrem buch menschen zu ermutigen, es ihr nachzumachen.
es ist alles möglich! und darin liegt die crux! es ist eben nur möglich, nicht gewiss.

wenn wir uns lösen von der vorstellung, was gut für uns und was schlecht für uns ist, wenn wir diese illusion aufgeben, dann entsteht raum für ein tiefes verstehen. dann können wunder geschehen und dennoch ist es in wirklichkeit nur ein ablassen von selbst konstruierten bewertungen.

und so ist es immer wieder von nicht zu unterschätzender bedeutung, dass wir unser denken beleuchten, wo und wie wir bewerten, welche denkmuster wir entwickelt haben. solche die uns sagen, dass dieses und jenes für uns von nachteil ist, uns schadet, uns vom leben trennt. und auch jene, die uns glauben lassen, dass wir selbst und die ganze welt in ordnung sind. 

dass wir wieder schauen lernen.
hinschauen ohne zu bewerten. 

denn dann besteht keine notwendigkeit mehr, "negatives" zu verdrängen und am "positiven" krampfhaft festzuhalten!

dann können sich unsere illusionen in luft auflösen und wir werden dann, wenn es soweit ist, wie einst buddha mit einem lächeln auf den lippen über die schwelle des todes steigen.


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