Sonntag, 19. September 2010

mein KÖRPER und ich ...

copyright © karin luger
australien, dezember 2007
"auf den geist muss man schauen. denn was nützt ein schöner körper, wenn in ihm nicht eine schöne seele wohnt."
(euripides)








wie lange habe ich gehadert ... mit mir und meinem körper. wie sehr wollte ich manche körperteile ausgewechselt haben. aber es gab kein geschäft, keine werkstätte, wo ich meine nase, meine beine, meine haare, meine brüste hätte austauschen können. 


einmal war es meine nase, die mich so furchtbar störte ... vor allem deswegen, weil sie das ebenbild der nase meiner oma war ... und meine oma erzählte mir einst, dass sie sehr verliebt war. eben diesen jungen mann hörte sie im nebenzimmer sagen, dass er meine oma auch sehr attraktiv fände, wenn nicht diese schreckliche nase wäre ... selbst nach so vielen jahren war meine oma noch immer sehr verletzt. als ich am nächsten tag in den bus einstieg, galt mein augenmerk nur einem: der nase. ich stellte fest, dass jede nase anders war. und ich stellte noch eines fest. nämlich, dass ich meine nase doch nicht tauschen wollte, zumindest nicht mit den meisten nasen, die ich betrachtet hatte. gut, ich entdeckte ein paar ausgesprochen hübsche näschen. aber die passten so ausgezeichnet in das dazu gehörende gesicht. wie würde ich wohl aussehen mit dieser nase? ob ich nicht doch mit meiner nase zufrieden sein sollte?


viele dieser vergleiche sollten noch folgen ... 
einmal wollte ich größere augen, ein anderes mal einen größeren busen, dann wieder volles, lockiges haar und längere, schlankere beine ...


heute, mehr als 30 jahre später, weiß ich, dass mein körper nicht zu 100% meinem schönheitsideal entspricht. aber was ist denn schon schönheit? heisst es nicht: schönheit liegt im auge des betrachters? ich weiß, dass es frauen gibt, deren körper ich als absolut perfekt und begehrenswert empfinde. 
aber es kommt eben nicht nur auf äußere gegebenheiten an. es ist die gesamtheit. wie sehr fühle ich mich in meinem körper wohl? wie achte ich auf mich als ganzes? kann ich mich auch mit meinen unzulänglichkeiten, meinen unebenheiten akzeptieren?


heute, mehr als 30 jahre später, einigen fettpölsterchen mehr und den ersten nicht zu übersehenden falten im gesicht ... heute stehe ich zu mir und freue mich, dass ich eine positive ausstrahlung habe, denn es ist vor allem meine seele, die an schönheit gewonnen hat!

Samstag, 11. September 2010

du bist, was du ISST ...

nappa, usa
copyright © karin luger, sept 2007


"deine nahrungsmittel seien deine heilmittel."
(hippokrates)






während meiner reise durch asien wurde mir bewusst, wie wir - die gebildeten menschen des fortschrittlichen westens - uns ernähren. womit wir unseren körper versorgen. mit welcher hingabe und leidenschaft! wie wir für uns sorgen. erschreckend. 
also, unsere autos erfahren üblicherweise um einiges mehr an zuwendung als wir selbst. unser körper dient eher als mülleimer, in den planlos lebloses material hineingestoft wird. schmecken muss es und billig soll es sein. geschmack und preis bestimmt die industrie. die lebensmittelindustrie. nach umfangreichen studien wird bestimmt, wie diese sogenannten LEBENsmittel gefärbt, mit geschmacksverstärkern versehen und ein paar weiteren chemischen zusätzen haltbar gemacht werden. dann noch hübsch verpackt. man isst ja schließlich auch mit dem auge. 
und was sagt der gaumen zu all diesem wahnsinn?
der gaumen ... mmhh, der ist ja bereits vom zarten kindesalter weg an eistee, schokolade, chips und cola, ketchup und hamburger gewöhnt worden. der gaumen braucht dann schon diese geschmacksverstärker. wer eistee trinkt, dem schmeckt wasser nicht. wer hamburger, pommes und cola liebt, den kann man mit gedünstetem gemüse und reis nicht mehr imponieren.


und außerdem ... wenn es schnell gehen soll, dann ist man schon froh, ein fertiggericht in die mikrowelle zu stellen und nach drei minuten ein dampfendes, wohlriechendes gericht auf den tisch gezaubert zu haben. denn wer hat denn heute schon die zeit, sich täglich in die küche zu stellen und gemüse zu schnipseln, saucen zu köcheln, ... die zeit hat doch keine(r) mehr!
bequem muss es sein. beim fernsehen. und ein bisschen entspannung wird doch wohl noch erlaubt sein. 


unsere lebensmittel sollen heilmittel sein. 
nun, die lebensmittelindustrie gaukelt uns dies in unzähligen werbespots vor. zuckerfrei, fettarm, mit wertvollen vitaminen angereichert, reich an ungesättigten fettsäuren und und und ... also bitte! wir leben ja eigentlich in einem lebensmittelparadies!


in wirklichkeit nehmen allergien in einem beängstigenden ausmaß zu. gegen lebensmittel allergisch. laktose-intoleranz, histamin-unverträglichkeit, zölliakie, ... 
das sollte uns zu denken geben. 
aber, welch glück, wir haben doch die lebensmittelindustrie. die reagiert schnell. 
und schon gibt es laktosefreie produkte, glutenfreie nahrungsmittel, und was weiß ich noch alles.


wir haben die verbindung zur erde als unsere lebensspenderin verloren. wir haben die verbindung zu unserem körper verloren. 
wir können diese verbindung jederzeit wieder aufnehmen. jederzeit.


essen wird doch wieder bewusst. 
was kaufe ich ein, wo kaufe ich ein. 
wie bereite ich das essen zu. 
wo und wie nehme ich meine speisen zu mir. 
wie viel zeit ist mir meine gesundheit wert. 


nehmen wir die verantwortung für unser leben wieder in unsere eigenen hände.

Sonntag, 5. September 2010

SICHERHEIT ... oder was womöglich noch dahinter steckt!

hafen von port douglas, australien
copyright © karin luger, dezember 2007

"the boat is safe in the harbor. but this is not the purpose of a boat."
(paolo coelho)








ich war lange in der finanzwelt tätig. in der welt des investmentbankings - der anleihen, aktien und deren derivaten. in einer welt, in der risikominimierung groß geschrieben ist. hoher ertrag ohne risiko. für die bank. geringer ertrag ohne risiko für den kunden - immerhin mit einer chance auf höheren ertrag. alles genauestens analysiert, exakte(!) wahrscheinlichkeitsberechnungen zugrunde gelegt. mit an sicherheit grenzender wahrscheinlichkeit auf allen linien. aber auch bankgarantien bieten nicht immer die gewünschte sicherheit. doch wer weiß denn das schon im vorhinein. wir sind doch keine hellseher.


der mensch strebt nach sicherheit, nach vorhersehbarkeit, berechenbarkeit. er will sich gemütlich zurücklehnen. ungewissheit macht unruhig, bereitet sorgen, schürt ängste.
wir wollen ein angenehmes, bequemes leben. am abend ins bett gehen und genau wissen, was der nächste tag bringt. um 6:30 läutet der wecker, frühstück, morgentoilette, fahrt zur arbeitsstätte, termine, routine, am abend gemütlich vor dem fernseher und dann ins bett. alles geplant, koordiniert, alle unsicherheiten eliminiert. weitestgehend. kleine ungeplante zwischenfälle sind verdaubar. die würze der alltäglichen routine sozusagen. solange die suppe nicht versalzen wird, kein problem.


im hafen ist das boot sicher. doch die wahre bestimmung des bootes liegt auf den wassern zwischen den häfen. es ist ein fortbewegungsmittel. kein festgebundener schaukelstuhl.


bei genauerer überlegung stelle ich fest, dass selbst der hafen keine 100%ige sicherheit bieten kann. 
ja, okay. keine 100%. aber immerhin eine viel höhere sicherheit als die hohe see. das ist doch wohl unbestreitbar. 
mir fällt noch etwas auf. etwas, das mir die augen öffnet. 
ja, ich wünsche mir sicherheitfestgezurrt im hafen. 
was auch immer nun passiert, ich kann es nicht beeinflussen. nun bin ich opfer dessen, was trotz aller sicherheitsvorkehrungen auf mich zutrifft. dies befindet sich außerhalb meiner verantwortung. ich habe mich in den hafen begeben, der quasi ein wachender über mein geschick ist. und ich vertraue ihm. ich habe meine verantwortung abgegeben. das tut gut. was ab nun passiert, ist nicht mehr durch mich steuerbar. und wenn etwas negatives passiert ... mich trifft keine schuld. ich bin frei von schuld! ich bin frei von schuld!
ja, das ist es! 
ich fühle einen tiefen, tiefen schmerz. 
ich tue alles erdenklich mögliche, damit ich ohne schuld bleibe. ich opfere all meine wahlmöglichkeiten, um eventuelle fehler zu vermeiden. 
das ist doch absurd, oder?
dann ist es womöglich gar nicht sicherheit, die ich im hafen suche ... sondern die entbindung von der verantwortung für mein tun, dessen konsequenz ein fataler fehler sein könnte? die angst, mich schuldig zu machen und somit nicht mehr geliebt zu werden?


ich spüre eine kraft in mir. eine kraft, die mir sagt, dass ich mir selbst vertrauen kann. dass ich den hafen verlassen kann.
dass ich es wagen kann - hinaus aufs offene meer der unbegrenzten möglichkeiten.
dass es gut ist, so wie es ist.


und auf einmal ...
auf einmal ... spüre ich eine sicherheit in mir.
eine sicherheit, die weder richtig noch falsch ist, die weder schuld noch unschuld kennt.


ich setze die segel, sehe mein ziel, setze die koordinaten und verlasse den hafen ...







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