Freitag, 25. März 2011

KRAFTquellen und GRENZEN ...

berlin, november 2009
copyright © karin luger


"die kraftquelle der weißen strahlung erneuert, erweitert alte muster in die vollkommene form der schöpfung. es ist die kraft der wandlung zurück zur quelle, aus der alles kommt und zu der alles fließt. es ist das licht der globalen veränderung. es ist die kraft, die jede schwingung erhöht, die materie durchlichtet. sie ist das wunder des göttlichen glanzes."


(www.celinstraumseiten.de über die engel elohim, clair und astrea)


meine schwester susanne hat in der nacht zum 14.3. jene grenze überschritten, mit der wir alle eines tages konfrontiert werden. die allerletzte hürde, die ultimative schwelle des todes.


sie hat in ihrem buch „heute bin ich anders – meine mentale wende“ über ihr leben geschrie­ben. ein leben voller intensität, tiefen gefühlen, unsagbaren schmerzen, scheinbar unüber­wind­baren ängsten, ein leben voller hingabe, liebe und großen glücksmomenten.

mit 2 jahren an nierenkrebs erkrankt, 3 nierentransplantationen, ein tumor in der wirbel­säule, jahrelange dialyse und zuletzt eine schreckliche allergie auf ein kontrastmittel, die eine verhärtung von muskeln, sehnen und gelenken zur folge hatte. fürchterliche schmerzen tag und nacht, die auch mit morphium nicht unter kontrolle gebracht werden konnten.die finger waren in einem winkel von 45° gekrümmt und versteift, die knie zu einem stein mutiert, unmöglich, sie auch nur ein klein wenig abbiegen zu können.

kannst du dir das vorstellen, dass du dich mit durchgestreckten beinen an- und auskleidest, dich niedersetzt und aufstehst? probiere es einmal aus!
meine schwester hat sich dies sehr oft gewünscht. dass ihre freunde oder familienmitglieder nur ein einziges mal ausprobieren, was für susanne alltag war. damit man nur annähernd erfahren würde, wie beschwerlich ihr leben war.

susannes leben war gespickt von grenzerfahrungen, immer wieder stieß sie an ihre per­sön­lichen grenzen. unzählige nächte der tiefsten verzweiflung und hoffnungslosigkeit, des aufbäumens gegen das schicksal. unzählige schlaflose nächte, in denen sie sich wieder und wieder die frage „warum ich?“ gestellt hatte. in denen sie gott anflehte, doch erbarmen mit ihr zu haben.

in den 12 jahren ihrer beziehung war ihr freund der unerschütterliche fels in der brandung. er war der einzige, der sie zu trösten verstand, der ihre nöte wirklich erkannte, der ihr zuhörte und nichts von ihr verlangte. er war die quelle, an der sie sich erfrischte, wo sie kraft schöpfte, mut und zuversicht. seine liebe war für sie so etwas wie die ausgleichende gerechtigkeit – mit ihm an ihrer seite nahm sie die bürden der körperlichen beschwerden an.
mit dem ende dieser beziehung stürzte susannes zurechtgezimmertes system der gerechtig­keit und des ausgleichs in sich zusammen. und lange zeit blieb eine waagschale leer.

mit dem tod unserer geliebten mutter stürzte sie in ein tiefes loch der depression. sie war körperlich wie psychisch am ende und noch heute frage ich mich, woher meine schwester die kraft nahm, sich aus diesem abgrund empor zu rappeln. es war wohl ihr unbändiger wille zum leben, die zuversicht, dass auch für sie zeiten des glücks und der freude anbrechen würden. denn sie hat nicht nur einmal zu mir gesagt: „ich weiß, da kommt noch was ganz wichtiges in meinem leben. jetzt ist noch nicht zeit zu sterben.“

susanne hat lange zeit versucht, ihr schicksal im alleingang zu meistern. sie war eine außergewöhnlich starke persönlichkeit. 2005 wurde ihr bewusst, dass sie ohne fremde hilfe ihre schweren seelischen nöte weder verstehen noch bewältigen würde können. mit diesem schritt hat sie eine ihrer stärksten mauern, eine ihrer härtesten grenzen überwunden. sich einer fremden person anzuvertrauen, sein innerstes zu öffnen und die größten ängste preiszu­geben, dazu bedarf es an mut und vertrauen. mit diesem schritt begann ihr loslass-prozess.
die frage „warum ich?“ verblasste immer mehr. sich auf sich selbst einzulassen, auf das, was man in seiner gesamtheit darstellt, sich so zu akzeptieren und zu lieben, wie man ist, das lernte meine schwester. und alle rund um sie lernten mit ihr.
es öffnete sich für susanne die größte kraftquelle. sie begann, aus sich selbst zu schöpfen.

in den folgenden jahren bis zum jahresende 2008 nahmen ihre körperlichen be­schwer­den unermessliche aus­maße an. und dann zur jahreswende erfolgte die voll­kom­mene hingabe an ihr schicksal. unzählige male hatten wir davon gespro­chen, wie wichtig es sei, das schicksal anzunehmen, so wie es ist. doch kein mensch erklärt dir, wie dieses „annehmen“ funk­tio­niert.

susannes bitten an gott wurden erhört. sie richtete sich auf, stieg wie phönix aus der asche.

im august 2009 begann sie ihr 360 seiten starkes buch zu schreiben – mit steifen, gekrümmten und schmerzenden fingern. mitte november 2010, ein gutes jahr später, war dieses buch bereits im buchhandel erhältlich. susanne hat seit der veröffentlichung ihres werkes 12 lesungen gehalten, hat interviews für zeitungen und magazine gegeben. sie hat all dies und noch viel mehr völlig alleine organisiert und durchgeführt.

ich habe sie in den letzten 3 jahren begleitet, so gut ich konnte. ich bin dankbar für jede minute. es war auch mein persönlicher reifungsprozess.


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