vang vieng, laos, jänner 2012 copyright © karin luger |
wenn man weiß, wo man hingehört, hat man ein problem weniger in der welt.
désirée nosbusch
ich bin soeben zurück gekehrt von einem treffen mit lock, meinem zweiten schützling. er absolviert sein master-studium an der internationalen universität in peking. es sind gerade uni-ferien und er ist heute in vientiane gelandet - ich habe glück, dass ich ihn noch treffen konnte, bevor ich laos verlasse!
wir hatten ein kurzes, sehr intensives gespräch.
eigenartig. auch damals, vor vier jahren, hatte ich nur ein einziges gespräch mit lock.
damals hat er angeboten, mir den tempel zu zeigen und lud mich zu einer "weißen nacht der meditation" ein. ich habe versprochen, ihm nach meiner rückkehr meine english toefl preparation books zu schicken. was ich auch tat. und so entwickelte sich auch mit ihm eine beziehung. er war es, der mich fragte, ob er zu mir mutter sagen dürfe. denn seine mutter starb, als lock fünf jahre alt war. sein vater lernte bald danach eine frau kennen und zog zu dieser. er ließ fünf kinder ihrem schicksal über. voriges jahr starb auch der vater an den folgen eines drei jahre zuvor erlittenen schlaganfalls.
lock beschloss mit sieben jahren, als mönch zu leben - weil er in die schule wollte. weil er schon damals wusste, dass er anders als seine eltern leben wollte.
er ist unglaublich talentiert, extrem intelligent und... unendlich einsam.
kaum in vientiane angekommen, möchte er schon wieder zurück nach peking.
er hat sich dort eingelebt in den letzten eineinhalb jahren. er hat anschluss gefunden zu einer chinesischen familie, bei der er die meiste zeit verbringt. sie haben ihn wie einen sohn aufgenommen.
und doch sind sie fremde.
mit einer fremden sprache, aus einer fremden kultur, mit fremden wurzeln.
in vientiane hat lock in einem tempel gelebt, in dem er mittlerweile kaum jemanden mehr kennt. alle seine freunde haben auch den tempel verlassen und sind ihm mittlerweile ebenfalls fremd geworden. sie haben arbeit gefunden und viele haben eine freundin. die einzige verbindung ist die vergangenheit. nun leben sie in unterschiedlichen welten. und jeder meint, die jeweils andere welt sei um etliches besser als die eigene.
und wenn er nach savannaketh, in sein heimatdorf fährt, dann besucht er seine geschwister, mit denen er nie eine richtige beziehung entwickeln konnte, da er ja schon bald von zuhause wegging.
wo ist sein zuhause?
wo findet sein herz einen ruhigen platz?
wo ist der ort, wo seine seele ihren frieden hat?
es wird zeit brauchen. und selbstempathie, ganz viel. und selbstvertrauen.
gleichzeitig braucht er menschen, die ihn lieben. das können ganz wenige sein. menschen, die für ihn schutz und zuflucht bedeuten. menschen, denen er sich zugehörig fühlt. die seine sehnsucht nach geborgenheit stillen können.
diese heutige begegnung mit lock war gleichzeitig eine begegnung mit mir.
mit meiner sehnsucht nach geborgenheit und liebe.
mit meiner einsamkeit.
mit meiner verwundbarkeit und zerbrechlichkeit.
doch es war auch eine begegnung mit meiner liebe für lock und für khamphien.
mit der stille und zufriedenheit in mir.
mit meiner freude am leben.
und mit dem gefühl der sicherheit, mit allen und allem verbunden zu sein.
und so löst sich für mich das wort zugehörigkeit mehr und mehr auf, es zieht sich wie ein feinstes netz um den ganzen globus und weiter hinaus.
ich bin ein teil des ganzen und das ganze eines teils.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen