ulm 2014 copyright©karin luger |
in zukunft wird es nicht mehr darauf ankommen, dass wir überall hinfahren können, sondern ob es sich lohnt, dort anzukommen.
hermann löns
zwei erlebnisse haben mir aufgezeigt, wie sehr wir mit unserem fahrbaren untersatz verbunden sind.
mein vater hat seit geraumer zeit starke sehprobleme - er leidet an einer makuladegeneration. nachdem er auch nicht mehr gut hört, ist dies eine extreme einschränkung der lebensqualität. vor allem deswegen, weil mit diesen beeinträchtigungen seine unabhängigkeit und mobilität stark reduziert sind. ein mensch, der gewohnt ist, sich ins auto zu setzen und wann bzw. wohin auch immer hinzufahren, für den ist es ganz schrecklich, nun auf andere angewiesen zu sein. mein vater fährt für sein leben gern mit seinem auto. früher war er beruflich viel unterwegs und jetzt in der pension liebt er es, ausflüge in die nähere und fernere umgebung mit dem auto zu machen. gott sei dank ist renate, seine frau, auch eine gute autofahrerin. und doch geht es hier nicht darum, mit dem auto das gewünschte ziel zu erreichen.
es wird mir so richtig bewusst, dass das auto essentielle bedürfnisse befriedigt. nun, es gibt natürlich eine vielzahl anderer möglichkeiten, diese bedürfnisse (selbständigkeit, unabhängigkeit, freiheit, abenteuer, mobilität,...) zu erfüllen. und doch hat es die autoindustrie geschafft, all diese sehnsüchte zu stillen.
vor zwei wochen hat mein auto geschwächelt und ich bin guter dinge zur werkstatt gefahren. im glauben, dass es sich um einen kleinen reparablen schaden handelt. doch leider stellte sich heraus, dass mein flocki einen motorschaden hat und ich stand plötzlich ohne auto da. doppeltes pech. denn das ist nicht irgendein auto. ich habe es von meiner geliebten schwester geerbt. mit diesem auto verbinde ich unendlich viele erinnerungen. wir haben alle fahrten zum verleger ihres buches "heute bin ich anders - meine mentale wende" gemacht, ich habe sie zu ihren lesungen begleitet, wir haben ganz viele gemeinsame ausflüge gemacht...
doppeltes pech deswegen, weil ich in ulrichsberg wohne und an unterschiedlichen orten arbeite. um dorthin innerhalb eines angemessenen zeitraumes zu gelangen, brauche ich ein auto. damit ich mobil und unabhängig sein kann, bin ich gleichzeitig abhängig. paradoxe situation! ich brauche das auto - denn mit öffentlcihen verkehrsmitteln würde ich in vielen fällen bereits am vortag anreisen müssen, damit ich rechtzeitig am gewünschten zielort ankomme!
die autoindustrie hat es geschafft, dass der öffentliche verkehr weniger attraktiv ist und somit wird das angebot an öffentlichen verkehrsmitteln auch immer mehr reduziert.
ich habe gestern mein neues auto in beschlag genommen und bin dankbar, dass ich in der zwischenzeit das auto meines freundes fahren durfte! jederzeit ins auto einzusteigen und hinzufahren, wohin man will, das ist schon ein großes stück freiheit!
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