Carnelian Club, San Francisco, USA copyright © karin luger, august 2007 |
(evelyn arthur st. john waugh, 1903-66, engl. schriftsteller)
meine mutter ist am 1. dezember 2003 gestorben. heute wäre sie 70 jahre alt geworden. ich kann mich noch so gut an ihren 50er erinnern, wir haben ihr fünzig rote rosen geschenkt, es war ein fröhliches geburtstagsfest in eschlberg.
nächstes jahr werde ich 50. kaum zu glauben, wie die zeit vergeht.
geburtstag, der tag der geburt. der tag, an dem der mensch das licht der welt direkt, mit eigenen augen, erblickt.
meine mutter ist in krumau geboren, 1940. der 2. weltkrieg war bereits ausgebrochen. nach dem krieg wurden alle deutschsprachigen aus tschechien, damals cssr, nach österreich oder deutschland vertrieben. meine mutter war ein flüchtling. und obwohl deutsch ihre muttersprache war, war die integration in österreich sehr, sehr schwierig.
man muss sich das mal vorstellen: ein kleines kind, das wenig rational versteht, aber all die gefühle der mutter, des vaters, der großeltern zu 100% aufnimmt. die angst, panik, den schrecken, die sorgen ... und dann, endlich, in sicherheit. doch die menschen wollen dich nicht. sie haben angst vor den fremden. sie meiden die fremden, lassen sie spüren, dass sie nicht dazugehören.
doch die jahre vergehen und irgendwann sind auch die fremden nicht mehr fremd.
meine mutter macht eine bürolehre und arbeitet in der voest. sie lernt meinen vater kennen und lieben. heiratet und bekommt ihr erstes kind, das nach 3 wochen stirbt. nicht ganz zwei jahre später werde ich geboren, und wenn meine mutter eine glasglocke gehabt hätte, sie hätte sie über mich gestellt. damit mir nichts passiert.
sie bekommt zwei weitere mädchen, andrea und susanne, 4 bzw. 8 jahre später.
susanne, das jüngste kind, erkrankt mit 2 jahren an krebs. susanne überlebt. sie ist ein besonderes kind.
meine mutter übersteht diese schwere zeit nicht unbeschadet ... sie verfällt in depressionen und nimmt schwere psychopharmaka. und doch ist sie immer für die familie da, funktioniert als mutter, hausfrau und gattin. erst heute ist mir bewusst, was meine mutter geleistet hat, wie sehr sie hilfe benötigt hätte. hilfe in vielerlei hinsicht - jemanden, der ihr im haushalt zur hand gegangen wäre, jemand, der ihr zugehört hätte, jemand, der ihr wertschätzung gegeben hätte. ja, mein vater hat in allen belangen großartiges geleistet, doch ein partner kann nicht alles erfüllen.
mit 51 jahren erkrankt meine mutter an brustkrebs, eine brust wird amputiert, sie verweigert schulmedizinische nachbehandlung und begibt sich in homöopathische "hände".
die folgenden knapp 10 jahre gehörten zu den schönsten ihres lebens - vor allem die urlaube in portugal und madeira! als kind hatte sie knapp 2 jahre in coimbra bei pflegeeltern verbracht ... eine zeit des unbeschwertseins, der zuwendung und liebe!
doch die krankheit krebs ist heimtückisch und kehrt auch dann zurück, wenn man nicht mehr mit ihr rechnet.
meine mutter hat den weg so vieler krebskranker beschritten, ein langsamer prozess voller ängste und hoffnungen, hass und liebe, schmerz und hochgefühl.
ein steiniger weg, nicht minder für meinen vater.
ich bin meiner mutter für vieles dankbar. das war nicht immer so - ich hatte schwere auseinandersetzungen mit ihr, vor allem in der pubertät.
ich habe anerkannt, dass ich meiner mutter in einigen belangen ganz, ganz ähnlich bin. eigenschaften und verhaltensweisen, die ich gar nicht mag, die ich an meiner mutter gehasst habe.
ich bin meiner mutter auch und vor allem für diese seiten unseres wesens dankbar, gerade daraus habe ich wichtige lehren für mein leben gezogen.
ich bin dankbar für all das, was ich lernen durfte, für das, was meine mutter vorgelebt hat und das, was sie mich gelehrt hat.
ich wünsche ihr alles gute zum geburtstag!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen