st. peter am wimberg, jänner 2013 copyright©karin luger |
jedes werden in der natur, im menschen, in der liebe muss abwarten, geduldig sein, bis seine zeit zum blühen kommt.
dietrich bonhöffer
welch ein segen, dass ich mich entschieden habe, am land, abseits des städtischen treibens, zu leben. gerade jetzt im winter spüre ich dies besonders intensiv. alles ist in das weiß des schnees gehüllt, kaum ein geräusch lenkt den ständig suchenden geist ab.
ich schlüpfe in meine schneeschuhe und gehe. ziehe meine eigene spur durch wald und wiesen. ich weiß nicht, wohin genau ich meine schritte lenken werde. ich gehe, setze einen schritt neben den anderen. und höre allein mein atmen.
nun, ich höre mein atmen nur dann, wenn ich mein gedankenkarussell kurzzeitig verlasse und meine wahrnehmung auf das lenke, was gerade ist.
erst dann höre ich. erst dann sehe ich. erst dann fühle ich.
ich höre, wie sich ganz oben in den ästen schnee löst und zu boden fällt. ganz leise und doch hörbar.
ich sehe die spuren der waldbewohner im schnee.
ich fühle die kalte luft, wie sie durch meine nase einzieht.
und für ein paar atemzüge bin ich wahrhaftig ein teil der natur. frei von sorgen, ängsten, hoffnungen und zweifeln.
für ein paar atemzüge bin ich ICH.
welch unaussprechliche wohltat - ganz einfach nur zu sein. geduldig im moment, wissend, dass sich alles fügt. denn mein hirn wird niemals alle zusammenhänge erfahren, so sehr es sich auch anstrengen mag.
die natur zeigt mir, wie flüchtig alles irdische ist. für eine kurze periode gesellt sich eine schneeflocke zur anderen. ein warmer sonnentag vereint all die unterschiedlichen schneekristalle zu einer flüssigen einheit, die irgendwann später im jahr verdampft. und an irgendeinem ort der erde beginnt dieses spiel aufs neue.
ich möchte in diesem kreislauf der natur aufgehen. teil dieses naturgesetzes sein. ich möchte ein tiefes vertrauen entwickeln, das mir die freiheit gibt, nicht denken zu "müssen".
ein wunderschön poetischer text - danke liebe karin
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