Freitag, 5. November 2010

HERBST - die blätter fallen

copyright © karin luger
berlin, november 2009
die blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den himmeln ferne gärten;
sie fallen mit verneinender gebärde.
und in den nächten fällt die schwere erde
aus allen sternen in die einsamkeit.
wir alle fallen. diese hand da fällt.
und sieh dir andre an: es ist in allen.


und doch ist einer, welcher dieses fallen 
unendlich sanft in seinen händen hält.
(rainer maria rilke)




ich habe gerade begonnen, das neueste buch von andreas salcher zu lesen - "meine letzte stunde" ... 
ich bin vor gut zwei stunden von einem seminar heimgekehrt, das ich gemeinsam mit meiner schwester andrea gehalten habe - "emotionale kompetenz"... 
und ich sah die blätter fallen - wie von weit!


ich nahm das sterben in der natur rund um mich wahr. 
ich sehe und rieche den verfall. und es macht mir keine angst, es macht mich nicht bang. ich weiß, dass nach dem winter der frühling kommt, und mit dem frühling die natur neugeboren wird. ich weiß es, weil es in meinem bald 50jährigen leben jedes einzelne jahr so gewesen ist. daher habe ich eine gewissheit, dass es diesmal auch so sein wird. und diese gewissheit lässt mich vertrauen, gibt mir das gefühl der sicherheit. ich darf mich in diese sicherheit fallen lassen, wie ein welkes blatt. 


denn da ist einer, der dieses fallen unendlich sanft in seinen händen hält ...


wieso gelingt es mir beim gedanken an meine eigene vergänglichkeit nicht genauso? 
wieso habe ich für mein sterben und geboren werden nicht dieselbe gewissheit?
ja, weil ... ich noch niemanden, der gestorben ist, jemals wiederkehren sah, weder im frühling noch zu irgendeiner anderen jahreszeit!
wohin ich gehe, ist ungewiss. ob ich jemals wiederkehre, noch ungewisser.


aber ist das neue junge blatt am ast der birke vor dem haus genau das, welches im herbst zu boden fiel? ist es nicht ganz einfach nur ein birkenblatt? ein ganz klein wenig anders geformt und doch ohne jeden zweifel ein birkenblatt.


sind nicht alle menschen, die geboren werden, ohne jeden zweifel menschen?
und ist da nicht einer, der unser fallen unendlich sanft in seinen händen hält?


ich spüre es ... es breitet sich aus ... vertrauen ... dass ich ein teil der natur bin ...



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