Freitag, 12. Oktober 2012

speed - auf der suche nach der verlorenen ZEIT

provinz sayabouli, laos - jänner 2012
copyright © karin luger





man verliert die meiste zeit damit, dass man zeit gewinnen will.

john steinbeck







ich habe gestern einen dokumentarfilm gesehen. 
nie zuvor war ich so bestätigt in dem, was ich vor 5 jahren tat und was ich seit diesem zeitpunkt tue.
ich habe mein leben in vielerlei hinsicht entschleunigt. 
zeit ist seit langem nicht mehr mangelware für mich.

ich habe mich "enttaktet".

als investmentbankerin war mein leben bestimmt von bildschirmen, über die sekündlich börsenrelevante informationen zogen, gepaart mit entsprechenden kursbewegungen. 
kaufen, verkaufen, halten. 
jede sekunde kannst du geld gewinnen, geld verlieren.
seitdem ich der finanzwelt meinen rücken zugewendet habe, hat sich alles um ein vielfaches beschleunigt. nun sind mikrosekunden ausschlaggebend. entscheidungen werden an computer ausgelagert, nach ausgeklügelten algorithmen ausgeführt.

wie stolz waren manager, als sie zu den ersten gehörten, die im besitz eines blackberries waren. jederzeit e-mails checken ist mittlerweile alltag und kein privileg mehr! 
und wie gut der selbstbetrug funktioniert...
man möchte in der früh nicht von 50 mails "erschlagen" werden. da ist es doch besser, im elektronischen dauereinsatz zu sein. 
immer am drücker. 
allzeit bereit. 
gratuliere!
bevor du mir sagst, dass du sicher nicht abhängig bist, probiere lieber mal aus, zwei tage lang nur einmal täglich deine mails zu lesen.
das ist unmöglich? du bist unabkömmlich? 

es geht nicht darum, was richtig und was falsch ist. es geht darum, dass uns bewusst ist, was wir tun. dass wir uns bewusst für etwas entscheiden.

ich habe mich bewusst entschieden - mit allen konsequenzen - meine bankkarriere zu beenden, mein erspartes aufzubrauchen, ehrenamtlich zu arbeiten, am land zu leben. ich lebe mit begeisterung, ich arbeite mit begeisterung.
doch ich nehme mir auch zeit für meine immer wiederkehrende traurigkeit, für auftauchende sorgen und zweifel.
ich nehme mir zeit für meine mitmenschen. für deren ängste, sorgen und zweifel.
und ich nehme mir jeden morgen 5 minuten zeit, um bewusst zu atmen und dankbar zu sein.
ich weiß, dass mich mein weg zu meinem ziel führen wird. an der wegkreuzung wusste ich, welchem wegweiser ich zu folgen hatte. zur rechten zeit.
das ist meine entscheidung.
das ist mein leben und meine lebensaufgabe.

dein leben ist dein leben.
deine lebensaufgabe ist deine lebensaufgabe.
es ist nie zu spät, darüber nachzudenken.
und es ist nie zu spät, das zu leben, was für einen wichtig ist.

zeit geht nicht verloren.
zeit ist.
also - nütze die zeit für dich. niemand sonst wird es tun für dich!




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